Doch Yin sieht Anzeichen dafür, dass sowohl die drei in einer Reihe liegenden Vulkane Ascraeus Mons, Pavonis Mons und Arsia Mons als auch das Valles Marineris auf plattentektonische Vorgänge zurückzuführen sind. ?Solche Strukturen sieht man sonst nirgendwo im Sonnensystem ? nur auf der Erde und auf dem Mars?, sagt Yin. Der Forscher tippte ursprünglich nicht auf die Plattentektonik als Mechanismus, als er sich Satellitenbilder der Schlucht näher ansah. Seiner Meinung nach verschieben sich die beiden Seiten des Valles Marineris seitlich zueinander, ähnlich wie die San-Andreas-Verwerfung in Kalifornien.
Der Forscher identifizierte zum Beispiel einen Meteoritenkrater, der durch die Bewegung der beiden Mars-Platten praktisch zerteilt wurde: Der nördliche Teil ist gegenüber dem südlichen Teil um 150 Kilometer versetzt. Da Yin abgesehen vom Valles Marineris keine weiteren Plattengrenzen finden konnte, nimmt er an, dass die Oberfläche des Mars lediglich aus zwei Platten besteht. Auf der Erde verschieben sich ein gutes Dutzend großer und kleiner Platten über- und untereinander sowie seitlich aneinander vorbei.
Die Bewegung auf dem Mars, so Yin, sei wesentlich langsamer als auf der Erde. Allerdings vermutet er, dass der rote Planet heute noch tektonisch aktiv ist und auch von Marsbeben heimgesucht wird. ?Wahrscheinlich wacht die Verwerfung nur ab und zu auf, vielleicht einmal in einer Million Jahren?, sagt der Forscher. Wie dick die tektonischen Platten sind, vermag Yin nicht zu sagen. Der Mars galt bislang als geologisch tot. Da sein Durchmesser nur halb so groß ist wie der der Erde, kühlte er schneller ab. Schon früh in der Marsgeschichte bildete sich daher vermutlich eine dicke Kruste.