Aus ihrer Studie ziehen die Forscher auch Rückschlüsse auf die Physik von Bergstürzen auf der Erde, dem Mars und anderen Körpern des Sonnensystems. Wenn an einer Bergflanke Geröllmassen ins Rutschen geraten, kommen sie normalerweise nicht weit. Meist bildet sich einfach ein großer Haufen am Fuß der Absturzstelle. Doch in seltenen Fällen nehmen die Schuttmassen richtig Fahrt auf und verteilen sich über weite Flächen. Schon seit langem rätseln Geowissenschaftler, durch welchen Prozess sich die Reibung so weit verringert, dass sich das Geröll eher wie eine Flüssigkeit verhält.
?Es gibt mehr Theorien zur Reduzierung der Reibung als auf eine Power-Point-Folie passen?, sagt William McKinnon, einer der Co-Autoren. Die meisten Mechanismen können auf dem frostigen Eismond Iapetus allerdings keine Rolle spielen. So schließen die Forscher etwa aus, dass dort Luftpolster oder Grundwasser als Schmiermittel wirken könnten. ?Die Rutschungen auf Iapetus sind ein riesiges Experiment?, sagt Singer. ?Sie sind ein Beispiel für Bergstürze aus Eis in einer Umwelt mit sehr geringer Schwerkraft und ohne Atmosphäre.?
Der einzige Mechanismus, der nach Meinung der Forscher infrage kommt, ist eine blitzartige Erwärmung. Sie vermuten, dass sich das Eis an bestimmten Grenzflächen zwischen zwei Eisbrocken kurzzeitig extrem aufheizt, wenn eine Rutschung in Gang kommt. Dadurch verringert sich die Reibung erheblich. Die Forscher errechneten, dass die eisigen Geröllmassen auf Iapetus mit Geschwindigkeiten von bis zu 270 Kilometer pro Stunde die Hänge hinunter rasten.