Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Unsichtbares Band verknüpft Galaxienhaufen

Astronomie|Physik

Unsichtbares Band verknüpft Galaxienhaufen
abell.jpg
Die beiden Galaxien Abell 222 und Abell 223 sind durch eine Brücke aus Dunkler Materie verbunden, sind sich Forscher sicher. Die blaue Färbung und die gelben Linien geben die Dichte der Materie in dem Bildausschnitt an. Bild: Jörg Dietrich, University of Michigan/University Observatory Munich
Rätselhafte Dunkle Materie: Man kann sie nicht sehen, nicht einfangen, und niemand weiß, aus welchen Teilchen sie besteht. Aber durch ihre Schwerkraft verrät sie sich doch. Große Ansammlungen Dunkler Materie können zum Beispiel Lichtstrahlen wie eine Linse ablenken, berichten Forscher um Jörg Dietrich von der Universitätssternwarte München. Das Team wies auf diese Weise ein Band aus Dunkler Materie nach, das die zwei Galaxienhaufen Abell 222 und Abell 223 verbindet. Die unsichtbare Brücke lenkt das Licht weiter entfernter Galaxien dank ihrer Schwerkraft um, erläutern die Forscher das Prinzip ihrer Messungen.

Kosmologischen Modellen zufolge ist das Universum von einem Netz aus dunkler Materie durchzogen. An den Knotenpunkten dieses aus dünnen Fäden oder Filamenten bestehenden Netzes konzentriert sich auch die sichtbare Materie. Tatsächlich zeigen Beobachtungen, dass sich Galaxien entlang eines unsichtbaren Skeletts zu sogenannten Haufen oder Clustern zusammenballen. Einen Teil dieses verborgenen Gerüstes weisen Dietrich und Kollegen jetzt erstmals nach.

Der Supercluster Abell 222/223 ist etwa zwei Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt und besteht aus drei Galaxienhaufen. Bereits 2008 zeigte ein Astronomenteam, dass zwei der Haufen durch eine Brücke aus Gas verbunden sind. Dieser heiße Stoff gibt eine diffuse Röntgenstrahlung ab. Die neuen Beobachtungen von Dietrich und Kollegen belegen nun, dass höchstens neun Prozent der vorhandenen Materie aus sichtbarem Gas bestehen. Der Rest der Gravitationswirkung müsse durch Dunkle Materie hervorgerufen werden.

Nach derzeitiger Meinung machen Sterne, Planeten, Galaxien und Schwarze Löcher ? also die gewöhnliche, sichtbare Materie ? weniger als 15 Prozent der gesamten Materie im Weltall aus. Das zeigt vor allem die hohe Geschwindigkeit der Sterne am Rand von Galaxien. Normalerweise müsste die Fliehkraft diese Sterne ins All schleudern. Da dies nicht geschieht, müssen die Galaxien offenbar ein Vielfaches der sichtbaren Masse enthalten.

Ein großer Teil der Dunklen Materie muss sich demnach da konzentrieren, wo es auch normale Materie gibt, also vor allem in den Galaxien. Etwa die Hälfte des rätselhaften Stoffs sollte kosmologischen Modellen zufolge allerdings in den vermuteten Filamenten zwischen Galaxienhaufen zu finden sein. Die unsichtbare Brücke zwischen Abell 222 und Abell 223 enthält nach Angaben der Forscher genug Masse für einen weiteren Galaxienhaufen.

Anzeige
Jörg Dietrich (University of Michigan) et al: Nature, Online-Vorabausgabe, doi:10.1038/nature11224 © wissenschaft.de – Ute Kehse
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Su|dor  〈m.; –s; unz.; Med.〉 Schweiß [lat.]

♦ As|tro|spek|tro|sko|pie  auch:  As|tro|spekt|ros|ko|pie  〈f. 19; unz.〉 Untersuchung der Spektren von Himmelskörpern … mehr

♦ hy|drie|ren  〈V. t.; hat〉 eine chemische Verbindung ~ unter Einfluss von Katalysatoren Wasserstoff an eine chemische Verbindung anlagern; Sy hydrogenieren; … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige