Der Supercluster Abell 222/223 ist etwa zwei Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt und besteht aus drei Galaxienhaufen. Bereits 2008 zeigte ein Astronomenteam, dass zwei der Haufen durch eine Brücke aus Gas verbunden sind. Dieser heiße Stoff gibt eine diffuse Röntgenstrahlung ab. Die neuen Beobachtungen von Dietrich und Kollegen belegen nun, dass höchstens neun Prozent der vorhandenen Materie aus sichtbarem Gas bestehen. Der Rest der Gravitationswirkung müsse durch Dunkle Materie hervorgerufen werden.
Nach derzeitiger Meinung machen Sterne, Planeten, Galaxien und Schwarze Löcher ? also die gewöhnliche, sichtbare Materie ? weniger als 15 Prozent der gesamten Materie im Weltall aus. Das zeigt vor allem die hohe Geschwindigkeit der Sterne am Rand von Galaxien. Normalerweise müsste die Fliehkraft diese Sterne ins All schleudern. Da dies nicht geschieht, müssen die Galaxien offenbar ein Vielfaches der sichtbaren Masse enthalten.
Ein großer Teil der Dunklen Materie muss sich demnach da konzentrieren, wo es auch normale Materie gibt, also vor allem in den Galaxien. Etwa die Hälfte des rätselhaften Stoffs sollte kosmologischen Modellen zufolge allerdings in den vermuteten Filamenten zwischen Galaxienhaufen zu finden sein. Die unsichtbare Brücke zwischen Abell 222 und Abell 223 enthält nach Angaben der Forscher genug Masse für einen weiteren Galaxienhaufen.