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Gespickt mit Eisenspänen

Astronomie|Physik

Gespickt mit Eisenspänen
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Am Nordrand des riesigen Aitken-Beckens befinden sich die meisten magnetischen Anomalien auf dem Mond (links). Womöglich stecken dort Reste eines Asteroiden im Boden. © Science/AAAS
Der Mond besitzt kein Magnetfeld und kaum magnetische Gesteine. Seit Jahren rätseln Planetenforscher daher, wieso es einige Stellen mit starken lokalen Magnetfeldern auf der Mondoberfläche gibt ? sogenannte magnetische Anomalien. Jetzt haben Forscher um Mark Wieczorek berechnet, dass die merkwürdigen Magnetflecken womöglich bei einem gewaltigen Einschlag entstanden sind. Bruchstücke des Meteoriten könnten die Anomalien erzeugen, fanden die Forscher durch Simulationsrechnungen heraus.

Die magnetischen Anomalien wurden in den 1960er Jahren bei den Apollo-Missionen entdeckt. Auf der Erde entstehen ähnliche Anomalien, wenn eisenreiches Gestein durch das Erdmagnetfeld magnetisiert wird. Das Mondgestein enthält allerdings kaum Mineralien, die magnetisierbar sind, weswegen die Herkunft der lunaren Anomalien mysteriös blieb. Wieczorek und seinen Kollegen fiel nun auf, dass sich die magnetischen Anomalien am Rand des größten Einschlagkraters des Sonnensystems konzentrieren, des 2.500 Kilometer großen Aitken-Beckens. Sie vermuteten daher, dass mit dem Einschlag eisenreiche Spritzer in die Mondkruste gelangt sein könnten.

Diese Hypothese testeten die Forscher mit Hilfe von Computersimulationen. In ihrem Modell stößt ein 200 Kilometer großer Asteroid mit dem Mond zusammen. Der Asteroid nähert sich dabei von Süden und schlägt unter einem schrägen Winkel auf der Oberfläche auf. Die beobachteten Anomalien lassen sich am besten durch einen Asteroiden mit einem differenzierten Aufbau erklären ? der also eine steinige Kruste und einen Kern aus Eisen hat. Einige Trümmer des Meteoriten bleiben in den Simulationen am Nordrand des Kraters im Mondboden stecken ? also genau da, wo sich auch die meisten Magnet-Anomalien befinden.

Andere Anomalien auf der erdzugewandten Seite des Mondes könnten durch Bruchstücke verursacht worden sein, die nach dem Aufprall zur Seite spritzten. Nach den Berechnungen der Forscher kann typisches Meteoritenmaterial die beobachteten Anomalien problemlos erzeugen. Eine wichtige Voraussetzung: Der Mond muss zur Zeit des Einschlags ein eigenes Magnetfeld besessen haben.

Wieczorek und seine Kollegen spekulieren, dass auch andere Himmelskörper durch Einschläge stellenweise magnetisiert worden sein könnten. Auch auf dem Mars gibt es rätselhafte Anomalien. Das Magnetfeld des Planeten Merkur wird derzeit von der Sonde Messenger unter die Lupe genommen. Vielleicht tauchen auch dort ähnliche Anomalien wie auf dem Mond auf.

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Mark Wieczorek (Université Paris Diderot) et al.: Science, Bd. 355, S. 1212 wissenschaft.de – Ute Kehse
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