Er und seine Kollegen hatten Magnetfeldmessungen ausgewertet, die Galileo 1999 und 2000 bei Vorbeiflügen an Io gemacht hatte. „Damals waren unsere Modelle noch nicht gut genug, um zu verstehen, was in Ios Innerem vorgeht“, sagt Co-Autor Xianzhe Jia. Der Magma-Ozean verriet sich durch seine gute elektrische Leitfähigkeit: Flüssiges Vukangestein leitet den elektrischen Strom Millionen Mal besser als festes Gestein. Da Io sich ständig in Jupiters Magnetfeld bewegt, wird in der leitfähigen Flüssigkeit ein elektrischer Strom induziert. Dessen Einfluss schlug sich wiederum in den Magnetfeldmessungen nieder, wie die Forscher jetzt feststellten.
Auch der Saturnmond Titan besitzt vermutlich einen unterirdischen Ozean – allerdings aus Wasser und Ammoniak. Forscher um Rose-Marie Baland fanden jetzt erneute Hinweise auf ein solches Reservoir. Sie benutzten allerdings eine ganz andere Methode als das Team um Krishan Khurana: Baland und Kollegen werteten Unregelmäßigkeiten in der Drehung des Trabanten um die eigene Achse aus. Die lassen sich am besten durch eine flüssige Schicht erklären, berichtet das Team, das demnächst auch Io und seine Geschwister Europa, Ganymed und Callisto unter die Lupe nehmen will.
Ios Inneres ist deswegen so heiß, weil die Gezeitenkräfte Jupiters den Mond es ständig durchkneten. Erde und Mond hatten kurz nach ihrer Entstehung vor mehr als vier Milliarden Jahren vermutlich ähnliche Magma-Ozeane unter ihrer Oberfläche. „Ios Vulkanismus öffnet uns ein Zeitfenster, wir können nun eine Art von Vulkanismus erforschen, die Erde und Mond in ihrer frühesten Geschichte prägte“, sagt Torrence Johnson, Chef-Wissenschaftler der Galileo-Mission. Er war an der neuen Studie nicht beteiligt.
Die Sonde Galileo erreichte das Jupiter-System 1995 und erforschte es bis 2003. Nach dem Ende der erfolgreichen Mission wurde der künstliche Trabant absichtlich auf einen Kollisionskurs mit Jupiter gebracht und stürzte in den Riesenplaneten.