Europäische Astronomen konnten nun einen besonders tiefen Blick in das Universum werfen: Sie entdeckten eine Galaxie, die den bisherigen Entfernungsrekord zur Erde aufweist. Das Licht von UDFy-38135539 war etwa 13 Milliarden Jahre unterwegs, um unsere Erde zu erreichen. Die neuen Ergebnisse geben auch einen Einblick in die frühe Geschichte des Universums: Denn das Licht der Galaxie stammt aus einer Zeit, in der das All noch sehr jung und zu großen Teilen mit einem undurchsichtigen Gas-Nebel gefüllt war. Erst die Lichtstrahlen der frühen Galaxien wie beispielsweise UDFy-38135539 lösten diesen kosmischen Nebel auf und sorgten für ein transparentes Universum. Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher um Matthew Lehnert vom Observatoire de Paris.
Das Weltraumteleskop Hubble, das die Erde umkreist, lieferte erste Hinweise auf die Galaxie UDFy-38135539. Um ihre Entfernung zur Erde zu messen, benutzten die Astronomen ein weiteres, sehr leistungsfähiges Teleskop und eine Belichtungszeit von 16 Stunden. Ihre Messungen zeigten: Das Licht von UDFy-38135539 stammt aus der Zeit, als das Universum 600 Millionen Jahre alt war, also aus der Anfangszeit des Kosmos. Für die Astronomen ist es eine große Herausforderung, Galaxien aus dieser frühen Zeit des Universums zu untersuchen. Das von ihnen ausgesendete Licht kommt auf der Erde nur als ein schwaches Glimmen an und auch die Eigenschaften des Lichts verändern sich auf dem Weg zur Erde. Durch die fortlaufende Ausdehnung des Weltraums wird die Wellenlänge des Lichts gestreckt und verlagert sich in den Infrarot-Bereich. Je weiter eine Galaxie entfernt liegt, desto mehr wird ihr Licht auf dem Weg zur Erde dehnt und desto stärker ist diese Rotverschiebung.
Was die Entdeckung von weit entfernten Galaxien außerdem erschwert, ist der kosmische Nebel. Denn das Universum war nicht immer durchsichtig: Bis ca. eine Milliarde Jahre nach dem Urknall war es zu einem großen Teil mit einem lichtundurchlässigen Nebel aus Wasserstoff-Gas gefüllt. UDFy-38135539 war aber allein nicht stark genug, um den kosmischen Nebel in seiner Umgebung aufzulösen, nehmen die Forscher an. „Es muss andere Galaxien geben, wahrscheinlich schwächer leuchtende und weniger massereiche Nachbargalaxien von UDFy-38135539, die auch dabei geholfen haben, das Universum in der Umgebung frei zu machen“, sagt Mark Swinbank, einer der Wissenschaftler. Ohne die Hilfe dieser benachbarten Galaxien wäre das Licht von UDFy-38135539 im umliegenden kosmischen Nebel abgefangen worden und hätte die Erde nicht erreicht, erklärt der Forscher.
Matthew Lehnert (Observatoire de Paris) et al.: Nature, doi: 10.1038/nature09462 dapd/wissenschaft.de ? Meike Simann