Der Gasplanet WASP-12b hat sich zu riesenhaften Ausmaßen aufgebläht, weil er von seinem Mutterstern unablässig durchgeknetet wird. Das vermuten Astronomen aus China und den USA nach Auswertung der Daten des rund 600 Lichtjahre von der Erde entfernten Planeten. Die Anziehungskräfte, die beim Umlauf von WASP-12b um seinen Mutterstern einwirken, haben den Himmelskörper so stark erwärmt, dass er sich auf die rund 1,8-fache Größe des Jupiters aufgebläht hat.
Der 2008 entdeckte Planet hat eine ungewöhnliche Umlaufbahn um seinen Stern: Er umrundet diesen in einem Abstand, der nur dem 3,1-fachen des Sternradius entspricht. Der Himmelskörper rast also knapp an der Oberfläche des Sterns vorbei und benötigt so lediglich rund 26 Stunden für einen Umlauf. Schon die Nähe zu seinem Stern bewirkt, dass der Planet stark aufgeheizt wird.
Doch die Forscher stießen bei ihrer Analyse noch auf eine weitere, potenzielle Energiequelle für WASP-12b: Durch den extrem geringen Abstand zum Stern und seine exzentrische Bahn ist der Planet starken Anziehungskräften ausgesetzt. Diese Gezeitenkräfte verformen den Himmelkörper unablässig und führen zu einer Erwärmung des Planeten. Die Hitze bewirkt, dass der Gasplanet stetig einen Teil seiner Atmosphäre verliert, vermuten die Wissenschaftler. Dieses Material strömt in Richtung des Muttersterns und könnte eine dünne Schicht um den Himmelskörper bilden, spekulieren die Astronomen.
Shu-lin Li (Universität Peking) et al.: Nature, doi:10.1038/nature08715 ddp/wissenschaft.de – Ulrich Dewald