Unterseeische Vulkanausbrüche gibt es auch in Meerestiefen von über 3.000 Metern. Im arktischen Eismeer fand ein internationales Team von Wissenschaftlern Vulkane und Magmafelder in Tiefen, in denen nach bisherigen Kenntnissen solche Ausbrüche eigentlich nicht vorkommen können. Die Vermutung, nach der unterseeische Vulkanausbrüche für das Auftreten vieler zeitgleicher Erdbeben im Jahr 1999 in dieser Region verantwortlich waren, bestätigte sich damit.
Vor neun Jahren registrierten Erdbebenforscher ein schwarmartiges Auftreten von Erdbeben im Osten des arktischen Meeresbeckens, am sogenannten
Gakkel-Bergrücken. Das unterseeische Bergmassiv liegt unter einer dicken Eisschicht am 85. Grad nördlicher Breite und ist Teil des globalen
Mittelozeanischen Bergrückens. Eine Reihe von Indizien sprach für einen großen Vulkanausbruch als Ursache für die Beben. Erst jetzt konnten Wissenschaftler während einer Expedition in dieses Gebiet Beweise für diese Theorie sammeln. Dabei verwendeten die Forscher eine eigens für den Einsatz unter Packeis konstruierte, hochauflösende Unterwasserkamera und einen speziellen ferngesteuerten Tauchroboter zur Probenentnahme.
Die Bilder aus einem Tal des Gakkel-Bergrückens in 4.000 Metern Tiefe zeigten ein großflächiges Gebiet mit vulkanischen Ablagerungen. Außerdem fanden die Forscher eine Vielzahl unterseeischer Vulkane, die einen Durchmesser von zwei Kilometern hatten und über 300 Meter hoch waren. Was die Forscher verwunderte, ist die Tiefe, in der sie die Vulkane entdeckten: Unterhalb 3.000 Metern Wassertiefe gibt es auf Grund des hohen Wasserdrucks normalerweise keine Vulkanausbrüche mehr. Möglicherweise hat ein sich extrem langsam ausbreitendes Magmasystem einen so hohen Druck aufgebaut, dass ein Ausbruch in einer solchen Tiefe möglich war, erklären die Wissenschaftler.
Robert Sohn (Ozeanographisches Institut in Woods Hole) et al.: Nature, Bd. 453, S. 1236 ddp/wissenschaft.de ? Uwe Thomanek