Auf einer Welt mit höheren Lufttemperaturen würde sich aber auch das Planeteninnere erwärmen, argumentieren Forscher um Adrian Lenardic in der Zeitschrift „Earth and Planetary Science Letters“. Das Mantelgestein werde dadurch weniger zäh, wodurch sich die Reibung zwischen den tektonischen Platten und dem tieferen Mantelgestein verringere. Ab einem bestimmten Punkt hören die Platten auf, sich zu bewegen, und aus einem Planeten mit aktiver Geologie wie der Erde wird ein geologisch toter Planet wie der Mars. Die Oberfläche des roten Planeten besteht sozusagen aus einer einzigen Platte, die sich nicht bewegt.
Die Computersimulationen der Forscher ergaben, dass eine Temperaturerhöhung von etwa hundert Grad Celsius ausreicht, damit ein Gesteinsplanet wie die Erde von einem Zustand in den anderen wechselt. Wenn man chemische Veränderungen an den Plattengrenzen mit einbeziehe, reiche sogar schon eine Erwärmung um 60 Grad Celsius, heißt es im „New Scientist“.
Auf der Erde ist damit in absehbarer Zukunft zwar nicht zu rechnen, selbst wenn alle fossilen Rohstoffe verbrannt werden. Lenardic und seine Kollegen wollen aber herausfinden, ob auf den anderen Gesteinsplaneten und Monden des Sonnensystems früher einmal geeignete Bedingungen für die Plattentektonik herrschten.
Bisher kommen sie zu dem Schluss, dass die Oberflächen von Merkur und dem Erdmond schon immer erstarrt waren. Beim Mars seien die Bedingungen für die Plattentektonik früher einmal günstig gewesen, unter der Voraussetzung, dass es auf der Oberfläche flüssiges Wasser gegeben habe. Venus und der Jupitermond Io befinden sich ihren Berechnungen zufolge genau an der Grenze zwischen den beiden Zuständen. Die Geologie Ios habe also wahrscheinlich eine tektonische Komponente. Die Venus, so vermuten Lenardic und Kollegen, wechselt zwischen Plattentektonik und Stillstand. Es gebe womöglich Ruhephasen und Phasen, in denen die Plattentektonik in Gang kommt und die gesamte Planetenoberfläche umwälzt.