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Vielfalt durch Chaos

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Vielfalt durch Chaos
Wenn ein größerer Meteorit auf die Erde stürzt, bedeutet das für die Lebewesen auf dem Planeten meist nichts Gutes. Die Dinosaurier etwa wurden vor 65 Millionen Jahren durch eine solche Katastrophe komplett ausgelöscht. Allerdings können die kosmischen Projektile dem Leben auch nützen, berichten Forscher um Birger Schmitz von der Universität Lund in Schweden: Eine ganze Serie von Einschlägen vor ungefähr 470 Millionen Jahren hat ihrer Ansicht nach die biologische Vielfalt erst zur richtigen Entfaltung gebracht.

Vor diesem Zeitpunkt, während des Erdzeitalters Ordovizium, dümpelte die Biodiversität noch auf recht niedrigem Niveau. 70 Millionen Jahre vorher waren erstmals komplizierte mehrzellige Tiere auf der Erde erschienen und hatten rasch unterschiedlichste Formen und mehrere verschiedene Stämme wie Gliederfüßer, Weichtiere oder Stachelhäuter hervorgebracht. Auf der Ebene von Gattungen, Familien und einzelnen Arten gab es aber noch keine so große Fülle wie in späteren Zeitaltern.

Vor etwa 470 Millionen Jahren erschienen dann plötzlich mehr und mehr Tierarten und Familien auf der Erde, die Zahl der Gattungen nahm innerhalb weniger Millionen Jahre um das Dreifache zu. Bislang wurde diese Entwicklung einem erhöhten Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre zugeschrieben. Schmitz und seine Kollegen hatten aber den Verdacht, dass dies mit einem kosmischen Ereignis zusammenhing: Aus der Untersuchung von Meteoriten wissen Planetenforscher bereits seit einiger Zeit, dass vor ziemlich genau 467 Millionen Jahren ein größerer Asteroid mit einer besonderen chemischen Zusammensetzung im Asteroidengürtel zerbrach. Noch heute treffen Trümmerstücke dieses Himmelskörpers auf die Erde. In den ersten 10 bis 30 Millionen Jahren direkt nach der Katastrophe fielen deutlich mehr Mikrometeoriten, aber auch größere Fragmente auf die Erde als in gewöhnlichen Zeiten.

Die Forscher um Schmitz untersuchten nun in Schweden und China einige Schichten aus dieser Zeit genauer, um herauszufinden, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen gab. Sie konnten den Zeitpunkt des Asteroidenzerfalls relativ präzise feststellen, da sich die Zahl von winzigen Mikrometeoriten in den Gesteinsschichten ab einem bestimmten Zeitpunkt um den Faktor hundert erhöhte. In allen untersuchten Gegenden nahm die Artenzahl in einigen wirbellosen Tierstämmen gleichzeitig zu.

Die Forscher vermuten, dass die zahlreichen Einschläge bis zu einem Kilometer großer Meteoritenbruchstücke zum einen etablierte Ökosysteme durcheinander brachten. So erhielten neue Arten eine Chance, sich auszubreiten. Zum anderen habe der Dauerbeschuss neue ökologische Nischen und eine vielfältigere Umwelt erzeugt. Die Ökosysteme am Meeresboden entwickelten in dieser Zeit ein völlig neues Gesicht.

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Birger Schmitz (Universität Lund, Schweden) et al.: Nature Geoscience , Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1038/ngeo.2007.37 Ute Kehse
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