Bislang hatten Geowissenschaftler thermische Unterschiede nicht berücksichtigt, um die Topographie der Kontinente zu erklären. Die Bewegung der tektonischen Platten und Unterschiede in der Dichte des Gesteins, so nahm man an, reichen, um zu erklären, wo sich Anhöhen und Senken bilden. Hasterok und Chapman weisen aber darauf hin, dass das nicht stimmen kann: Das Colorado-Plateau etwa liege 1.800 Meter hoch, die Great Plains östlich der Rocky Mountains dagegen nur etwa 300 Meter, obwohl beide in der Tiefe aus dem gleichen Gestein bestehen. Die Erklärung: Das Gestein unter dem Colorado Plateau sei 150 Grad Celsius wärmer und damit weniger dicht als unter den Great Plains, so die Forscher.
Für die Ozeankruste war die Wirkung der Wärme bereits bekannt: Die mittelozeanischen Rücken, an denen heißes Gestein aus dem Erdinneren nach oben quillt, erheben sich bis zu 3.000 Meter über die Tiefsee-Ebene. Die neu gebildete Ozeankruste schiebt sich von dort aus wie auf einem Förderband zur Seite und wird dabei immer kühler und schwerer und verliert an Höhe. Nach spätestens 200 Millionen Jahren ist die Ozeankruste dann so schwer geworden, dass sie komplett versinkt und im Erdmantel recycelt wird.
Da die Kontinente geologisch viel komplizierter aufgebaut sind als die einförmige ozeanische Kruste, hatten Geowissenschaftler thermische Unterschiede bislang nicht berücksichtigt. Hasterok und Chapman rechneten in ihrem Modell für Nordamerika nun jedoch die geologischen Unterschiede heraus, so dass die Wirkung der Wärme sichtbar wurde. „Wenn man die Hitze wegnimmt, liegt der größte Teil des Kontinents unter Wasser“, sagt Derrick Hasterok. Lediglich die Gipfel der Rocky Mountains, die Sierra Nevada und das Kaskadengebirge im pazifischen Nordwesten würden aus dem Meer ragen.