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Warum es in Delphi orakelte

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Warum es in Delphi orakelte
Die Priesterin Pythia, die im antiken Griechenland im Tempel des Apollo von Delphi für Weissagungen und Prophezeiungen zuständig war, fiel wahrscheinlich durch Sauerstoffmangel in einen tranceartigen Zustand und nicht durch das betäubende Gas Ethylen. Das schließen italienische Forscher nach einer Wasseranalyse in der Umgebung des früheren Orakels.

Das Orakel von Delphi war viele Jahrhunderte lang die wichtigste Kultstätte der hellenistischen Welt. Einmal im Monat sprach das Orakel durch den Mund der Priesterin Pythia, die über einer Erdspalte saß. Der Spalte entströmten dem Mythos zufolge süße, berauschende Dämpfe.

Erste Untersuchungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten zunächst keinen Hinweis darauf gegeben, dass dort Gase aus der Erde treten, zumal es in der Nähe des Tempels keine vulkanische Aktivität gibt. Später stellte sich aber heraus, dass der Tempel des Apollo direkt über zwei Störungszonen der Erdkruste liegt, die von Rissen durchzogen werden könnten. Zudem befinden sich unter dem Tempel dicke Kalkschichten, die teerartiges Bitumen enthalten. 2001 hatte ein Forscherteam daher die These aufgestellt, bei der bakteriellen Zersetzung des Bitumens würde Ethylen entstehen, das zum einen berauschend wirkt und zum anderen einen süßen Geruch hat.

Dieser Theorie widersprechen Guiseppe Etiope und seine Kollegen jetzt. Sie untersuchten den Gasgehalt des Grundwassers und von Quellen sowie die chemische Zusammensetzung des Gases, das aus dem Boden strömt. Demnach entsteigen der Erde in Delphi Methan, Ethan und Kohlendioxid. Ethylen kann dort nach Meinung der Forscher nicht in genügend hohen Konzentrationen entstehen, um eine berauschende Wirkung zu entfalten.

Etiope und seine Kollegen vermuten eher, dass die Priesterin unter Sauerstoffmangel litt, weil sie gewisse Mengen Methan und Kohlendioxid einatmete. Der vom Historiker Plutarch überlieferte süße Geruch könnte durch aromatische Kohlenwasserstoffe wie Benzol hervorgerufen worden sein, vermuten sie. Die Aromate könnten im Grundwasser gelöst gewesen sein.

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Guiseppe Etiope (Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia, Section Rome 2, Rom, Italien) et al: Geology, Bd. 34, Nr. 10, S. 821 Ute Kehse
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