Im Himalaja-Gebirge stoßen Indien und Asien eher wie weiche Teigstücke aneinander und nicht wie starre Erdplatten. Das hat ein britisches Forscherteam mit einem Radarsatelliten an Verwerfungen der Erdkruste beobachtet. Dort schieben sich die Kontinente langsamer übereinander als angenommen. Über die in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlichte Studie der Forscher um Tim Wright von der Universität Oxford berichtet der Online-Dienst Science Now.
Mit dem Radar des Satelliten konnten die Geologen auf den Millimeter genaue Messungen der Erdbewegungen vornehmen. Die Forscher verglichen dazu die bei verschiedenen Überflügen von der Erde zurückgeworfenen Radarwellen, um kleinste Verschiebungen an der Erdoberfläche zu berechnen. An einer besonders wichtigen geologischen Verwerfungszone, der so genannten Karakorum-Störung, stellten die Wissenschaftler wesentlich geringere Verschiebungen der geologischen Platten fest als erwartet. Grund dafür ist eine Verformung der Platten, vermuten die Geologen. So können sie auch erklären, weshalb sich die Platten an der Verwerfung langsamer bewegen, als es ein Modell von starren, sich gegeneinander verschiebenden Platten vorhersagen würde.
Amerikanische Geologen sehen die Ergebnisse der Briten durch bereits vorhandene Daten des Satellitennavigationssystems GPS bestätigt: Die Erdkruste sei unter dem tibetischen Hochplateau so heiß, dass sie zu fließen beginnt und sich daher nicht als festes Gestein verschiebt, vermutet Peter Molnar von der Universität in Boulder. Damit würde sich dieses Gebiet geologisch komplexer verhalten als von der Theorie der Plattentektonik vorhergesagt.
ddp/bdw ? Benjamin Eckenfels
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