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Das Mittelmeer im Würgegriff des Nils

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Das Mittelmeer im Würgegriff des Nils
Während der Pharaonenzeit und noch lange danach bescherte der Nil den Ägyptern fruchtbaren Ackerboden. Auf das Mittelmeer hatten die jährlichen Fluten allerdings den gegenteiligen Effekt: Die gewöhnlich gut durchlüfteten Tiefen des Mittelmeers verwandelten sich mehrmals in eine faulige Brühe ohne Sauerstoff, in der kein höheres Leben mehr gedeihen konnte, berichten Derek Vance von der University of London und Kollegen jetzt in der Fachzeitschrift Geology (Bd. 32, Nr. 7, S. 565).

Sauerstoffmangel in der Tiefsee kann zwei Ursachen haben: In der Regel wird die Tiefsee dadurch mit Sauerstoff versorgt, dass schweres, salz- und sauerstoffreiches Wasser von der Oberfläche in die Tiefe sinkt. Bildet sich an der Meeresoberfläche jedoch eine Schicht mit leichtem Süßwasser, kann die Sauerstoffversorgung der Tiefsee unterbrochen werden. Ein anderes Ereignis, das Sauerstoffmangel erzeugen kann, ist der verstärkte Eintrag von Nährstoffen. Nahe der Meeresoberfläche kann dadurch eine Algenblüte hervorgerufen werden. Sinken die toten Algen ab, kann der Sauerstoff in der Tiefsee durch die Verwesung aufgezehrt werden. In beiden Fällen bilden sich charakteristische Faulschlämme, ähnlich wie heute im Schwarzen Meer.

Bislang gab es mehrere Theorien, wieso der Sauerstoff im Mittelmeer bereits mehrere Male knapp wurde. Manche Forscher vermuteten, verstärkte Westwinde könnten mehr Niederschlag in der Mittelmeer-Region selbst verursacht haben. Andere Wissenschaftler waren der Meinung, die europäischen Flüsse hätten mehr Süßwasser in das Mittelmeer transportiert. Die dritte Theorie konnten Vance und seine Kollegen jetzt bestätigen: Demnach verstärkte sich der Monsun über Ostafrika so sehr, dass massenweise Süßwasser über den Nil und seine Zuflüsse ins Mittelmeer gelangte.

Die Forscher entdeckten den chemischen Fingerabdruck von Nil-Sedimenten, insbesondere bei Atomen des Elements Neodym, in den Faulschlämmen während der Zeiten des Sauerstoffmangels. Das sei überraschend, schreiben die Forscher, da bei den drei vorgeschlagenen Theorien ganz unterschiedliche Klima-Mechanismen eine Rolle spielten. Die Forscher berichten, dass Beginn und Ende des Sauerstoff-Mangels aber offenbar nicht durch den Nil gesteuert wurden. Womöglich hätten dabei heute ausgetrocknete Zuflüsse des Mittelmeeres in Nordafrika eine Rolle gespielt.

Ute Kehse
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