Einige große Höhlensysteme könnten durch Schwefel-Bakterien entstanden sein. Das haben amerikanische Wissenschaftler bei der Untersuchung einer Höhle im amerikanischen Bundesstaat Wyoming entdeckt. Die Bakterien produzieren als Abfallprodukt ihres Stoffwechsels Schwefelsäure, die Kalkgestein in Gips umwandeln kann. Da Gips wasserlöslich ist, wird er im Lauf der Zeit von Wasser aus dem Gestein ausgewaschen, so dass sich Hohlräume bilden. Über die Studie der Geologen um Annette Summers Engel von der Universität von Texas in Austin berichtet der Online-Dienst der Fachzeitschrift Nature.
Bislang waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass die Schwefelsäure ohne die Hilfe von Bakterien entsteht: Wenn Schwefelwasserstoff, der in vielen natürlichen Quellen den charakteristischen Geruch nach faulen Eiern verursacht, an die Oberfläche steigt, kann er mit dem Luftsauerstoff reagieren und dabei Schwefelsäure bilden. Die Säure reagiert dann wiederum mit dem Kalziumkarbonat (Kalk) im Fels und wandelt es in Kalziumsulfat (Gips) um. Das Kalziumsulfat löst sich im Grundwasser und es entstehen kleine Hohlräume, die im Lauf der Zeit immer größer werden.
Annette Summers Engel und ihre Kollegen stellten bei ihrer Untersuchung der Lower-Cane-Höhle in Wyoming jedoch fest, dass dort viel zu wenig Schwefelwasserstoff freigesetzt wird, um die Bildung des großen Hohlraums zu erklären. Stattdessen entdeckten die Forscher weiße Flecken auf dem Boden der Höhle, die aus Bakterien bestanden. Diese Bakterien nutzen den Schwefelwasserstoff wie andere Organismen Kohlenhydrate, um daraus Energie zu gewinnen. Dabei entsteht als Abfallprodukt die Schwefelsäure, die im Lauf der Zeit die große Höhle geschaffen hat.
Da die von den Geologen untersuchte Höhle mit etwa 10.000 Jahren noch nicht besonders alt ist, vermuten die Forscher, dass die Bakterien mit mehr Zeit noch deutlich größere Höhlen und sogar ganze Höhlensysteme in den Fels fressen können.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel