Ein amerikanisch-deutsches Forscherteam hat eine neue Methode entwickelt, mit der das Alter quarzhaltiger archäologischer Fundstücke bestimmt werden kann. Die Wissenschaftler nutzen dazu aus, dass in die Bruchkanten von gebrochenem oder auch bearbeitetem Quarz im Lauf der Zeit langsam Feuchtigkeit eindringt und sich dabei eine wasserhaltige Schicht bildet. Die Dicke dieser Schicht gibt dann Auskunft darüber, wann der quarzhaltige Stein bearbeitet worden ist. Das berichten Wissenschaftler um Jonathon Ericson von der Universität in Irvine in der Fachzeitschrift Journal of Archaeological Science (Bd. 31, S. 883).
Da Quarz zu den häufigsten Mineralien auf der Erde gehört und in fast jedem natürlichen Gestein vorkommt, wurden bereits in der Frühzeit der menschlichen Geschichte Werkzeuge, Statuen, Schüsseln und Keramiken aus quarzhaltigen Steinen angefertigt. Neben dem der Bestimmung des Alters archäologischer Fundstücke ermöglicht die neue Methode auch, Fälschungen aufzudecken: Fehlt nämlich die wasserhaltige Schicht oder ist sie sehr dünn, kann das untersuchte Objekt noch nicht sehr alt sein.
Auch die Datierung von Erdbeben oder Vulkanausbrüchen wird mit der Methode, die Ericson und seine Kollegen “Quarz-Hydratations-Datierung” (QHD) genannt haben, möglich: In die natürlichen Risse, die nach solch einem geologischen Ereignis im Gestein entstehen, dringt ebenfalls Feuchtigkeit ein, so dass an der Oberfläche der Risse eine ähnliche Schicht entsteht wie bei bearbeiteten Steinen.
Mit der QHD-Methode können die Forscher Fundstücke datieren, die zwischen 100 und 100.000 Jahre alt sind. Damit könnte sich der neue Ansatz als besonders wertvoll bei der Altersbestimmung von Objekten erweisen, die zwischen 50.000 und 100.000 Jahre alt sind, schreiben die Forscher. Genau in diesem Zeitraum klafft nämlich eine so genannte chronologische Lücke, die von anderen Datierungsmethoden nur schlecht abgedeckt wird. So kann beispielsweise mit der Radiokarbonmethode das Alter von bis zu 50.000 Jahre alten Fundstücken zuverlässig bestimmt werden, während die ebenfalls gebräuchliche Kalium-Argon-Methode erst ab einem Alter von 100.000 Jahren verlässlich funktioniert.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel