Bei Temperaturen zwischen 600 und 950 Grad Celsius und Drücken zwischen einem und zwei Gigapascal lösten sie unterschiedliche Silikatmengen in der wässrigen Schmelze auf. Über die Geschwindigkeit fallender Kugeln aus Kohlenstoff, Platin und einer Platinkobalt-Legierung, deren Verhalten sie mit einer Videokamera festhielten, konnten sie die Viskositäten bestimmen. „Mit zunehmender Tiefe, also ansteigendem Druck und Temperatur, nimmt die Löslichkeit von Silikaten im mitgeführten Wasser rapide zu, bis schliesslich komplette Mischbarkeit zwischen wässerigen Fluiden und Silikatschmelzen erreicht wird. Die Viskosität von intermediären Fluid-Schmelze Gemischen ist um Grössenordnungen geringer als bisher angenommen“, erklärt Audétat.
So fließt eine Schmelze bei 800 Grad und 20 Gewichtsprozent Silikaten genauso dünnflüssig wie Wasser bei Raumtemperatur. Selbst mit einem Silikatanteil von 50 Gewichtsprozent ist die Viskosität noch vergleichbar mit der von Olivenöl. Bisher gingen Geowissenschaftler bei solchen hohen Silikatanteilen davon aus, dass diese Magma-Schmelzen sehr viel zähflüssiger seien. „Auch der relativ konstante Abstand der vulkanisch aktiven Zone vom Plattenrand lässt sich hiermit erklären, da die für die komplette Mischbarkeit benötigten Drücke und Temperaturen in einer ganz bestimmten Tiefe erreicht werden“, sagt Audétat. Für die ausgefeilten Modelle, die die Mechanismen des Vulkanismus in Subduktionszonen und den Materialzuwuchs zur Kontinentalkruste beschreiben, sind diese Ergebnisse von großer Bedeutung.