Ein ausgedehntes Schluchtensystem zieht sich in großen Schlingen vor den Küsten Mauretaniens unter dem Meer entlang. Diesen bislang unbekannten Canyon entdeckten Bremer Geowissenschaftler auf einer Expedition mit ihrem Forschungsschiff „Meteor“ und benannten ihn nach einem nahen Küstenvorsprung Cap-Timiris-Canyon. Er erstreckt sich weit über zweihundert Kilometer in die Länge und mindestens dreitausend Meter in die Tiefe. Die Wissenschaftler sind sicher, dass dieser Canyon eine Schlüsselrolle im Transport von Sedimenten am Meeresboden spielt.
Offenbar erinnert der Canyon stark an überirdische Flüsse wie den Rhein, erklärt der Expeditionsleiter Horst Schulz vom
DFG-Forschungszentrum Ozeanränder in Bremen: Beide schlängeln sich in einer Art Mäandermuster und sind nach Untersuchungen des Untergrundes seit mindestens zehn Millionen Jahren ortsfest. Erste Bohrungen vom Forschungsschiff aus zeigten, dass entlang des Canyons immer wieder so genannte Trübeströme, eine Mischung aus Wasser und Sedimenten, von der Küste in Richtung Tiefsee fließen.
„Eigentlich ist es kaum zu glauben, dass auf unserem Planeten noch so große, bislang unentdeckte Objekte zu finden sind“, meint Schulz zu dieser Entdeckung. Selbst auf den neuesten Karten sei an dieser Stelle nur ebener Meeresboden verzeichnet gewesen. Nun existiert eine erste Karte des Canyons, die Schulz innerhalb einer Woche auf Grund der Beobachtungen angelegt hat. Sie ist ebenso wie der Expeditionsbericht auf der Seite des Bremer Forschungszentrums zu finden.
Stefanie Offermann