Diese altbekannte Tatsache haben Néda und Volkán jetzt erstmals mit Hilfe von Computersimulationen untersucht. Sie stellten fest, dass die Sonne um so stärker verzerrt wird, je höher sich der Betrachter befindet: Im Gebirge oder im Flugzeug erscheint der Glutball flacher als auf Meereshöhe. Noch extremer wird es im Space Shuttle: Für Astronauten sehen die auf- oder untergehende Sonne und der Mond im Extremfall wie ein Würstchen aus. Auch hoher Luftdruck und kalte Temperaturen begünstigen extreme Verzerrungen, weil die Luft die Sonnenstrahlen dann stärker ablenkt.
Die Forscher belegen ihre theoretischen Überlegungen durch faszinierende Bilder von Sonnenauf- und untergängen, die sie zum Teil im Internet zusammensuchten und auf einer eigenen Web-Seite präsentieren. Dort kann auch ein Simulationsprogramm heruntergeladen werden.
Des weiteren erklären die beiden Forscher ein Phänomen namens “green flash”: Piloten berichten, dass nach dem Untergang der Sonne oft noch ein grüner Blitz zu sehen sei. Néda und Volkán erklären dies dadurch, dass Licht um so stärker gebeugt wird, je höher die Frequenz ist. Blaues und violettes Licht werden beim Sonnenuntergang in der Atmosphäre so stark gestreut, dass sie den Beobachter nicht mehr erreichen. Grünes Licht wird daher am stärksten gebeugt und ist das letzte, was ein Beobachter von der Sonne wahrnehmen kann. Der “grüne Blitz” ist am häufigsten unter solchen Bedingungen zu sehen, bei denen die Sonne sich am stärksten verzerrt, oder auch unter ungewöhnlichen Atmosphären-Bedingungen, wenn etwa auch Fata Morganas auftreten.