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Superfluten waren in der Erdgeschichte selten, aber entscheidend

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Superfluten waren in der Erdgeschichte selten, aber entscheidend
Am Ende der letzten Eiszeit gab es Überschwemmungen ungeahnten Ausmaßes: Als beispielsweise vor 15.000 Jahren der 600 Meter hohe Eisdamm brach, der den 270 Kilometer langen See Missoula im heutigen US-Bundesstaat Idaho begrenzte, ergoss sich das gesamte Seewasser innerhalb von zwei Tagen in den Pazifik. Die reissende Flut führte zehn Mal mehr Wasser mit sich als alle Flüsse der Erde zusammen. Da solche Katastrophen in der jüngeren Geschichte der Menschheit bislang nicht aufgetreten sind, sei das Studium solcher Superfluten bislang vernachlässigt worden, schreibt Victor Baker im Journal Science (Bd. 295, S. 2379).

Der Forscher von der University of Arizona vermutet hinter dem Desinteresse, dass Geologen generell davon ausgehen, dass Schluchten und Täler über die Jahrtausende von den langsam arbeitenden Kräften des Windes und des Wassers geformt werden. Dass die gesamte Landschaft des pazifischen Nordwestens innerhalb von Stunden durch ein einziges Ereignis völlig neu gestaltet wurde, lag lange außerhalb der Vorstellungskraft der Geowissenschaftler. Dabei gab es Superfluten auch auf anderen Kontinenten: zum Beispiel in Asien, wo eiszeitliche Seen in Sibirien riesige Becken aushöhlten, in denen sich heute noch das Kaspische Meer und der Aralsee befinden. Möglicherweise überflutete das Schmelzwasser des großen Eisschildes, das über den flachen Schelfmeeren Nordasiens lag, auf seinem Weg nach Süden sogar im Weg liegende, hunderte Kilometer breite Hochländer. Die gigantische Überschwemmung bahnte von Ost nach West Rinnen durch die Höhenzüge, die auf Satellitenbildern von Zentralasien deutlich zu sehen sind.

Auch für das Eiszeit-Klima spielten die Superfluten wahrscheinlich eine Rolle. Wahrscheinlich verursachte der plötzliche Abfluss eines riesigen Schmelzwassersees in Amerika gegen Ende der Eiszeit einen Rückfall zum Frost-Klima: Die enorme Menge Süßwasser brachte im Nordatlantik die von salzreichem, schweren Wasser angetriebene Zirkulation der Meeresströmungen zum Stillstand. Dadurch erlahmte der Wärmetransport aus den Tropen nach Grönland und Nordwest-Europa für etwa tausend Jahre.

Möglicherweise prägten gigantische Überschwemmungen auch das Gesicht des Nachbarplaneten der Erde, so Baker. Viele Aufnahmen der Raumsonde Mars Global Surveyor zeigen auf dem Mars ähnliche Spuren wie auch die irdischen Superfluten hinterlassen haben.

Ute Kehse
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