Wie gut ein Grundwasserspeicher gefüllt ist, lässt sich neuerdings per Satellitenfernerkundung vom Weltraum aus erkennen. Wie Zhong Lu und Wesley Danskin vom U.S. Geological Survey im Fachblatt Geophysical Research Letters berichten, hob sich ein Gebiet in Kalifornien nach starken Regenfällen zwischen Dezember 1992 und August 1993 um sieben Zentimeter. Das stellten die beiden Forscher mit Hilfe von Radarbildern der San-Bernardino-Region fest, die die europäischen Satelliten ERS-1 und ERS-2 gemacht hatten.
Der San-Bernadino-Grundwasserspeicher liegt in einer relativ trockenen Gegend in Südkalifornien. Wenn es in den umliegenden San-Gabriel- und San-Bernadino-Bergen regnet, steigt der Grundwasserspiegel schnell an. Ähnlich wie in Wüsten bilden sich in sonst ausgetrockneten Flüssen dann reißende Ströme, weil das Wasser im Granitgestein der Berge nicht versickern kann. Um zu testen, ob sich der Zustand von Grundwasserspeichern mit Radarbildern überprüfen lässt, untersuchten die beiden Forscher elf Bilder der Region, die zwischen 1992 und 1995 gemacht worden waren. Sie stellten so genannte Interferogramme her, bei denen jeweils zwei Radarbilder überlagert werden, so dass Unterschiede zwischen den Aufnahmen hervortreten.
Dabei entdeckten sie, dass sich die Landoberfläche während der ersten Hälfte des Jahres 1993 um sieben Zentimeter anhob. „Es ist zwar bekannt, dass sich die Oberfläche durch steigendes Grundwasser heben kann, aber vom Ausmaß der Hebung waren wir doch überrascht“, sagte Danskin. Der San-Bernadino-Aquifer liegt zwar in der Nähe der San-Andreas-Verwerfung, aber die Forscher schlossen aus, dass die Hebung durch tektonische Prozesse verursacht wurde.
Die Methode von Lu und Danskin könnte es wesentlich erleichtern, den Inhalt von Grundwasserspeichern festzustellen. Bislang muss dafür der Wasserstand zahlreicher Brunnen mühsam überprüft werden.
Ute Kehse