Das Erdbeben im Jahr 1999 bei Hector Mine in Südkalifornien war wahrscheinlich die Folge eines Erdbebens, das sieben Jahre vorher nur 20 Kilometer entfernt stattgefunden hat. Eine Theorie über die Mechanismen dieses Vorgangs stellen Andrew Freed von der Carnegie Institution in Washington und Jian Lin im Fachmagazin Nature vor.
Das Beben von 1992 bei Landers hatte eine Stärke von 7,3 auf der
Richter-Skala. Das Folgebeben bei Hector Mine hatte die Stärke 7,1. In ihrer Modellrechnung zeigen die beiden Geologen, dass nach einem
Erdbeben in der Erdkruste Spannungen aufgebaut werden können, die mindestens so groß sind wie die, die beim Erdbeben selbst freigesetzt wurden.
In ihrem so genannten viscoelastischen Modell simulieren Freed und Lin, wie eine Spannung in der dehnbaren unteren Erdkruste in die spröde obere Erdkruste übertragen wird. Ihr Ergebnis zeigt, dass eine kontinuierliche Auflösung der Spannung in der unteren Kruste nach einigen Jahren zu einer plötzlichen Freisetzung der Energie in der oberen Kruste und somit zu einem Erdbeben führen kann. Das Beben von 1992 könnte gemäß Freed und Lin selbst wiederum von einem weiter zurückliegenden Beben verursacht worden sein.
Axel Tillemans