Der Irazú sitzt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, wo sich die ozeanische Kruste langsam unter die angrenzenden Kontinentalplatten schiebt. Durch diesen Prozess sind einige der spektakulärsten Feuerberge der Erde entstanden. Bisherigen Annahmen zufolge werden sie durch Magma gespeist, das langsam aus den Tiefen in Kammern fließt, die sich mehrere Kilometer unter den Vulkanen befinden. Doch die Ergebnisse von Philipp Ruprecht und Terry Plank von der Columbia University in New York zeigen nun, dass im Fall des Irazú das Magma binnen ein paar Monaten aus einer Tiefe von mehr als 32 Kilometern aufgestiegen war.
Der Nachweis des schnellen Aufstroms gelang ihnen durch Analysen von Kristallen des Minerals Olivin in Asche-Proben, die sie bei einer Expedition zum Irazú gesammelt hatten. Wenn aufsteigendes Magma aus dem Erdmantel abkühlt, bildet es Kristalle, deren Eigenschaften die Bedingungen, unter denen sie gebildet wurden, widerspiegeln. In den Proben vom Irazú fanden die Forscher Nickel in einer Form, die zeigt, dass dieses Element keine Zeit hatte, sich in dem Magma zu lösen. „Es muss beim Irazú eine schnelle Leitung aus dem Erdmantel in die Magmakammer geben”, sagt Terry Plank. „Einen Highway from hell.”
Ist der „Highway from hell” ein Einzelfall?
Den Forschern zufolge gibt es Hinweise darauf, dass der Irazú in dieser Hinsicht kein Einzelfall ist. Die Forscher analysieren derzeit Kristalle aus vergangenen Vulkanausbrüchen in Alaska, Chile und Tonga, um herauszufinden, ob es dort ebenfalls Anzeichen für schnell aufsteigendes Magma gibt. „Einige Vulkane besitzen möglicherweise ebenfalls ‘Highways from hell’, andere dagegen nicht”, sagt Ruprecht. Diese Eigenschaft sei ein wichtiger Aspekt bei der Vorhersage von Vulkanausbrüchen.
Trotz großer Fortschritte sind Prognosen von Eruptionen häufig mit großen Unsicherheiten verbunden. Deshalb sind neue Informationen über bisher unbekannte Warnzeichen so wichtig. Die aktuellen Ergebnisse könnten in diesem Zusammenhang beitragen, Muster eines bevorstehenden Ausbruchs früher zu erkennen. „Hätten wir 1963 seismische Instrumente in der Gegend gehabt, hätten wir das aufsteigende Magma erkennen können”, sagt Philipp Ruprecht. „Diese Warnung wäre somit Monate vor dem Ausbruch erfolgt.”