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Methanfresser – versteckt im Kalkgestein

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Methanfresser – versteckt im Kalkgestein
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Auch in festen Kalkgestein-ABlagerungen am Meeresgrund gibt es Methanfresser (Victoria Orphan)
Als Forscher vor kurzem hunderte neuer Methanquellen am Meeresboden vor der US-Küste entdeckten, weckte dies Besorgnis. Denn dieses potente Treibhausgas könnte dadurch vielleicht künftig verstärkt in die Atmosphäre gelangen. Doch wie US-Forscher jetzt herausfanden, gibt es am Meeresgrund auch mehr Methanfresser als bisher gedacht. Demnach sitzen diese nützlichen Bakteriengemeinschaften nicht nur im Sediment, sondern auch im Inneren vermeintlich toter Kalkstein-Ablagerungen rund um die Methanquellen. Sie beseitigen große Anteile des Gases, noch bevor es sich im Wasser ausbreiten kann.

„Methan hat schon in der Vergangenheit eine wichtige Rolle für das globale Klima gespielt“, erklären Jeffrey Marlow vom California Institute of Technology in Pasadena und seine Kollegen. Das Gas hat eine knapp 30 Mal stärkere Treibhauswirkung als Kohlendioxid und löste in der Erdgeschichte schon mehrfach Klimawechsel aus. Eine der Quellen natürlichen Methans sind auch heute noch Gasaustritte am Meeresgrund, wie sie vor allem entlang der Kontinentalränder vorkommen. Doch es gibt auch Gegenspieler: Schon länger ist bekannt, dass Mikroorganismen im Meeressediment einen großen Teil des Methans abbauen, bevor sich dieses ausbreiten kann. Allerdings: Ausgerechnet rund um die Methanquellen gibt es wenig Sediment, dafür umso mehr Kalkgestein, das sich dort bevorzugt ablagert. Ob auch in diesen Gesteinsformationen auch methanfressende Mikroben leben und in welchen Mengen, war bisher jedoch unbekannt.

Um das zu ändern, haben Marlow und seine Kollegen Karbonatablagerungen in drei Methanquellen-Gebieten im Pazifik auf ihre Mikrobenfauna hin untersucht. Zunächst prüften sie dabei, wie durchlässig das Gestein für Wasser und Gas ist, weil dies die Voraussetzung bildet, damit Mikroorganismen überleben können. Anschließend analysierten sie 24 Gesteinsproben auf ribosomale Gene von Bakterien und Archaeen hin, um deren Häufigkeiten und Artenzusammensetzung bestimmen zu können.

Mehr Zellen als im Sediment

Das überraschende Ergebnis: In den vermeintlich kargen, toten Karbonatgesteinen wimmelte es vor Leben. „Die Karbonathabitate an aktiven Methanquellen enthielten sogar eine höhere Dichte an mikrobiellen Aggregaten als das dortige Sediment“, berichten die Forscher. In poröseren Kalkgesteinen fanden sich 41 Prozent mehr Mikrobenzellen, in massiveren Karbonaten immerhin noch fünf Prozent mehr Zellen. Der Kalkstein birgt damit eine ganze zuvor unerkannte Lebenswelt. Allerdings: Die im Karbonat lebenden Bakterien und Archaeen waren nicht ganz so effektive Methanfresser wie ihre Artgenossen im Sediment. Rechne man beides aber gegeneinander auf, dann finde in den Karbonatablagerungen etwa genauso viel Methanabbau statt wie in den Sedimenten, so das Fazit der Wissenschaftler.

Das aber bedeutet, dass es neben dem Sediment der Meeresböden im Ozean eine weitere, zuvor unbekannte Methansenke gibt. Immerhin deuten Beobachtungen mit Tauchrobotern und Probennahmen darauf hin, dass rund 46 Prozent der aktiven Methanquellen am Meeresgrund von solchen Karbonatablagerungen umgeben sein könnten. „Angesichts der großen Verbreitung solcher Karbonate am und im Meeresgrund spielen die im Gestein lebenden Methanfresser-Gemeinschaften wahrscheinlich eine wichtige Rolle für den globalen Methankreislauf“, konstatieren Marlow und seine Kollegen. Umso wichtiger sei es, diese neu entdeckte ökologische Nische und ihre Bedeutung für das Klima weiter zu erforschen.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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