Die Situation, wie sie der Bodenatlas beschreibt, klingt nicht gut: Deutschland lebt über seine Verhältnisse, zumindest was den Verbrauch von Agrarprodukten wie Nahrungsmitteln, Holz und Biomasse angeht. Würde Deutschland alle landwirtschaftlichen Güter, die importiert werden, selber produzieren, bräuchte es dafür etwa 80 Millionen Hektar Landfläche. Nur knapp halb so viel steht tatsächlich zur Verfügung. Auch im Rest der EU sind die Verhältnisse ähnlich. Hinzu kommt, dass in Deutschland jeden Tag mehr als 70 Hektar Fläche für Straßen- und Städtebau verbraucht werden. Die Fläche, die für Ackerbau zur Verfügung steht, wird also immer kleiner. Diese Umstände werden zum Problem, wenn man sie global betrachtet. Die Zahl der Menschen auf der Erde steigt ebenso wie die Verstädterung. Damit sinkt die Fläche an potentiellem Ackerland pro Kopf.
Auch die Qualität der Böden sinkt. Der fruchtbarste und damit aus landwirtschaftlicher Sicht wichtigste Bestandteil des Bodens ist der Humus. Die typischerweise braune oder schwarze Schicht enthält abgestorbene Pflanzenreste und unzählige Lebewesen, braucht allerdings einige Zeit, um sich zu entwickeln. Durch intensive landwirtschaftliche Nutzung wird diese Entwicklung verhindert, die Qualität des Bodens verschlechtert sich und man spricht von Degradation. Von diesem Phänomen sind weltweit etwa 20 bis 25 Prozent der Flächen betroffen. Damit wird der Boden auch zum negativen Faktor für das Klima, denn besonders Humus bindet Kohlenstoff. Der Boden enthält weltweit mehr Kohlenstoff als die gesamte Vegetation und Atmosphäre zusammen. In einem Quadratkilometer Siedlungsland stecken rund 5000 Tonnen Kohlenstoff, in Ackerland knapp 8000, in Grasland mehr als 15000 Tonnen. Kann totes, pflanzliches Material nicht richtig verrotten oder wird der Boden zu oft umgepflügt, entweicht Kohlenstoff in Form von CO2 in die Atmosphäre und beschleunigt den Klimawandel.
Ein weiteres Problem ist Erosion, die die Bodenqualität senkt. Ein Grund dafür sind große zusammenhängende Flächen Ackerland, die dem Boden keinen Schutz vor Wind bieten. Ein Viertel der Flächen in Deutschland ist von Wind- oder Bodenerosion betroffen. Solche großen Flächen entstehen vor allem dort, wo Großbetriebe die Agrarwirtschaft übernehmen. Das ist zum Bespiel in Ostdeutschland der Fall: Mehr als 80 Prozent der Flächen gehören hier zu Betrieben, die jeweils mehr als 100 Hektar bewirtschaften.