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Vulkaninseln: Feurige Geburt

Erde|Umwelt

Vulkaninseln: Feurige Geburt
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Die Sholan-Insel im Roten Meer kurz nach ihrer Entstehung (Jónsson et al., Nature Communications)
Die Geburt einer neuen Vulkaninsel ist ebenso beeindruckend wie rar. Nur selten gelingt es Vulkanforschern, Augenzeugen eines solchen Ereignisses zu werden. Doch dank Satellitenüberwachung konnten Forscher im Roten Meer in den letzten Jahren gleich zwei solcher Inselgeburten beobachten. Sie liefern neue Einblicke in die Entstehung und Entwicklung solcher Inseln, belegen aber auch, dass das südliche Rote Meer tektonisch aktiver ist als bisher angenommen.

Als am 14. November 1963 vor Island ein Unterwasser-Vulkan ausbrach, schleuderte er nicht nur weithin sichtbar Lava, Asche und Rauch aus, durch die Eruption wurde auch eine neue Insel geboren: Surtsey. Für Vulkanforscher war dieses Ereignis ein echter Glücksfall, denn sie konnten live erleben, was bei einer solchen Inselgeburt geschieht. Doch aufgrund fehlender technischer Möglichkeiten ließen sich damals längst nicht alle Fragen klären. Erschwerend kommt hinzu, dass solche inselschaffenden Eruptionen an mittelozeanischen Rücken – Nahtstellen der Erdkruste, an denen Platten auseinanderweichen – extrem selten sind. Eine dieser Nahtstellen liegt auch im Roten Meer. Hier grenzen die Arabische und die Afrikanische Erdplatte aneinander, ein Arm der gegabelten Rift verläuft direkt in der Mitte des südlichen Roten Meeres entlang.

Auf dieser Riftzone liegt der Zubair-Archipel, eine Ansammlung von zehn Vulkaninseln. “Diese Inseln sind der einzige an der Wasseroberfläche sichtbare Beleg für einen aktiven Vulkanismus im gesamten Roten Meer”, erklären Wenbin Xu und Sigurjón Jónsson von der King Abdullah University of Science and Technology in Saudi Arabien. Der Meeresgrund zwischen den Inseln ist von Verwerfungen durchzogen und im 18. und 19. Jahrhundert ereigneten sich einige kleinere Eruptionen auf den größeren Inseln des Archipels.  Dennoch galt dieser Zweig der Riftzone im Roten Meer bisher als nicht sonderlich aktiv, wie die Forscher berichten. Gleich zwei Eruptionen im Zubair-Archipel haben dies nun allerdings geändert – und bei beiden gelang es Xu und Jónsson, mittels Radar- und optischen Satellitenaufnahmen wertvolle Daten zu gewinnen.

Zwei neue Inseln – eine Ursache

Der erste Ausbruch begann am 18. Dezember 2011 in Norden des Zubair-Archipels. Jemenitische Fischer berichteten von einer großen Rauchwolke über dem Wasser, wenige Tage später sichtete ein Satellit erste Anzeichen einer neuen Insel. Gut war zu beobachten, wie die vorherrschenden Winde deren Wachstum beeinflussten: Weil der Wind vorwiegend aus Südosten wehte, lagerte sich der Großteil des ausgeschleuderten Materials auf der Leeseite des aktiven Schlotes ab. Wie die Forscher berichten, wuchs die Sholan getaufte Insel im Laufe der nächsten 25 Tage stetig weiter an, bis die Eruption am 12. Januar 2012 endete. “Sholan war zu diesem Zeitpunkt 520 Meter breit und 770 Meter lang”, so Xu und  Jónsson. Doch bei dieser Größe blieb es nicht: Weil die neue Insel größtenteils aus vulkanischem Lockermaterial bestand, schrumpfte sie durch Erosion von Wind und Wellen sehr schnell. Schon in den ersten beiden Monaten nach der Eruption verlor sie 10.000 Quadratmeter Landfläche, zwei Jahre später war sie auf nur noch  zwei Drittel ihrer ursprünglichen Größe geschrumpft.

Gut ein Jahr später, am 28. September 2013, begann nur acht Kilometer südöstlich der Sholan-Insel ein weiterer Unterwasserausbruch. Aufnahmen zeigten, dass zuerst ein fast kreisförmiger Schlot an der Wasseroberfläche sichtbar wurde, im Laufe der 54-tägigen Eruption wuchs um ihn eine Insel von rund 900 Metern Durchmesser heran. Durch Überlagerung von Satellitenaufnahmen, sogenannte Interferogramme, machten die Forscher die Verformung des Untergrunds in der gesamten Region der Zubair-Archipels sichtbar. Sie belegen, dass sich beide Ausbrüche entlang derselben Nord-Süd orientierten Bruchzone ereigneten. “Die Eruptionen wurden zudem von Magma-Intrusionen gespeist, die weitaus größer sind als es die beiden kleinen Inseln erwarten lassen”, so die Forscher.

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Nach Ansicht der Forscher belegen ihre Beobachtungen, dass das südliche Rote Meer tektonisch deutlich aktiver ist als bisher angenommen. In Bezug auf Größe, Morphologie und seismische Aktivität sei das Zubair-Archipel durchaus mit den aktiven Spreizungszonen im Afar-Dreieck Äthiopiens oder auf Island vergleichbar, betonen sie. Die erhöhte magmatische Aktivität im südlichen Roten Meer könnte auch die vielen schwachen Beben erklären, die sich in den letzten Jahrzehnten in dieser Region häuften.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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