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Grüner Klimaeffekt im Kielwasser der Eisberge

Erde|Umwelt

Grüner Klimaeffekt im Kielwasser der Eisberge
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In diesem Es stecken kostbare Nährstoffe. (Foto: iStock/Demansky)
Schwimmende Eisberge hinterlassen auf ihrem Weg durch den südlichen Ozean grüne Spuren, berichten Forscher: Das mineralreiche Schmelzwasser der frostigen Giganten verstärkt offenbar das Wachstum der mikroskopischen Meeresalgen. Damit geht wiederum ein enorm klimafreundlicher Effekt einher: Die Algen nehmen mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf. Letztlich sind die Eisberge dadurch für 20 Prozent der gesamten Bindungsleistung des Südpolarmeeres verantwortlich, ergaben die Berechnungen der Forscher.

Die Gewässer rund um die Antarktis sind für die globale Speicherung von Kohlendioxid (CO 2) bekanntermaßen enorm wichtig: Etwa zehn Prozent der gesamten langfristigen CO 2-Bindung durch die Ozeane findet in dieser Meeresregion statt. Dafür sind chemische, aber auch biologische Prozesse verantwortlich: Das Phytoplankton benötigt im Rahmen der Photosynthese CO 2, um seine kohlenstoffreiche Biomasse aufzubauen. Das Kohlendioxid stammt dabei aus der Atmosphäre – es löst sich in den oberen Wasserschichten und gelangt so zu den mikroskopisch kleinen Algen, die dem Wasser eine grünliche Farbe verleihen. Wenn die winzigen Organismen absterben, sinkt ein Teil von ihnen auf den Meeresgrund und bildet dort kohlenstoffreiche Ablagerungen. Im Rahmen dieser CO 2-Fixierung wurde der Effekt der Mineralien aus dem Schmelzwasser von Eisbergen bisher als unwichtig eingestuft. Doch wie die Forscher um Grant Bigg von der University of Sheffield nun zeigen konnten, kommt den driftenden Eismassen wohl doch eine erstaunlich große Bedeutung zu.

Blick auf wandernde Riesen und die Farbe des Wassers

Die Ergebnisse basieren auf der Auswertung umfangreicher Satellitendaten des südlichen Ozeans aus den Jahren 2003 bis 2013. Bei ihren Auswertungen konzentrierten sich die Forscher auf besonders große Eisberge: Exemplare von mindestens 18 Kilometer Länge, von denen sich häufig Dutzende gleichzeitig auf Reisen befinden. Durch die Satellitenaufnahmen waren die Wege dieser driftenden Giganten nachvollziehbar und auch die farblichen Merkmale des Wassers auf ihren Routen. In Bereichen, in denen es besonders viel Phytoplankton gibt, ist das Wasser durch den Pflanzenfarbstoff Chlorophyll besonders intensiv grün gefärbt, erklären die Forscher.

Driftende Düngetabletten mit Klimaeffekt

Ihren Ergebnissen zufolge zeigt sich der günstige Effekt der Eisberge auf die Entwicklung des Phytoplanktons noch Monate nachdem einer der Giganten in einem Bereich durchgezogen ist. Mit anderen Worten: Sie hinterlassen im Meerwasser einen grünen Schweif, der weit über hundert Kilometer lang sein kann. „Der Effekt auf das Chlorophyll erstreckt sich in der Regel über einen Radius des Vier- bis Zehnfachen der Länge des Eisbergs“, sagt Bigg. Verantwortlich für den Wachstumsschub ist den Forschern zufolge neben anderen Nährelementen vor allem das Eisen im Schmelzwasser. Es handelt sich dabei um einen bekannten Mangelnährstoff, dessen Knappheit das Wachstum des Phytoplanktons typischerweise begrenzt. „Die Analysen legen nahe, dass die riesigen Eisberge durch ihren Düngeeffekt eine wichtige Rolle im Kohlenstoffkreislauf des Südlichen Ozeans spielen“, so Bigg.

Ein Endeffekt von 20 Prozent

Um das Ausmaß des Effekts einschätzen zu können, führten er und seine Kollegen anhand der gewonnenen Daten Modellberechnungen durch. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Kohlenstoff-Ablagerung im Wirkungsbereich der großen Eisberge wahrscheinlich um das Fünf- bis Zehnfache ansteigt. Unterm Strich ermöglichen sie damit wahrscheinlich etwa 20 Prozent der gesamten CO 2-Fixierungsleistung des südlichen Ozeans, sagen die Forscher. Dieser Effekt könnte ihnen zufolge nun zu einem weiteren Faktor X im Rahmen des Klimawandels werden: Wenn sich die Zahl der riesigen Eisberge in diesem Jahrhundert wie erwartet erhöht, könnte dies einen bisher unbeachteten Rückkopplungseffekt auf den Kohlenstoffkreislauf haben. In diesem Fall wäre es allerdings  ein günstiger: Mehr CO 2 würde der Atmosphäre entnommen.

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Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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