Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Erschütterungen mit Verspätung

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Erschütterungen mit Verspätung
Nachbeben können mit einer Verspätung von mehreren Jahrhunderten auf das eigentliche Erdbeben folgen. Das haben US-Forscher herausgefunden, als sie Erschütterungen im mittleren Westen der USA beobachteten. Diese schwachen Erdstöße galten bislang als Vorboten für ein kommendes großes Beben, scheinen aber tatsächlich eher die Nachwirkungen eines Bebens zu sein, das bereits knapp 200 Jahre zurückliegt. Kleine Erschütterungen müssen also nicht immer ein großes Beben ankündigen, schließen die Forscher aus der Studie. Sie fordern, Erdbewegungen auch über längere Zeiträume per Satellit zu beobachten und Computersimulationen einzusetzen, um Spannungen in der Erde zu erfassen und so Erdbeben besser vorauszusagen zu können.

Die Erdkruste besteht aus einzelnen Platten, die sich gegeneinander verschieben. Dabei entstehen Spannungen, die sich hin und wieder durch Erdbeben abbauen. Wenn danach jedoch noch eine Restspannung besteht, kann es zu weiteren Erdstößen kommen – den gefürchteten Nachbeben. In den Regionen, in denen die Platten aufeinander stoßen, treten gehäuft Erdbeben auf, sie sind als Erdbebenzonen bekannt. Innerhalb der Kontinentalplatten können ebenfalls Erdbeben auftreten, sie sind jedoch erheblich seltener.

Zwischen diesen beiden Bebentypen gibt es einen entscheidenden Unterschied, konnten die Forscher nun mit Hilfe von Simulationen nachweisen: Die Ränder der Platten gleiten mit einer vergleichsweise hohen Geschwindigkeit von mehreren Zentimetern pro Jahr aneinander vorbei. Dadurch bauen sich auch die Spannungen, die nach einem großen Erdbeben noch vorhanden sind, relativ schnell ab. So konnten nach Beben in Kalifornien nur etwa zehn Jahre später noch Nachbeben nachgewiesen werden. Im Zentrum einer Platte ist die Bewegung einer Verwerfung dagegen um bis zu einem Faktor 100 langsamer. Entsprechend länger dauert es daher, bis sich die Spannungen abgebaut haben. Es kann noch mehrere Hundert Jahre später zu Nachbeben kommen, so die Schlussfolgerung der Forscher.

„Einige von uns haben das Ergebnis erwartet, denn viele der Erdbeben, die wir heute im mittleren Westen der USA sehen, haben eine Struktur, die aussieht wie die von Nachbeben“, erläutert Mitautor Mian Liu. „Sie finden genau an den Verwerfungen statt, von denen wir glauben, dass sie die großen Beben von 1811 und 1812 verursacht haben.“ Bei Erschütterungen im Saint Lawrence Valley im südlichen Kanada vermuten die Forscher sogar ein Erdbeben aus dem Jahr 1663 als Ursache. „Bis jetzt haben wir versucht herauszufinden, wo neue Beben stattfinden, indem wir kleine Beben beobachteten“, sagt Liu. Es müsse ein Umdenken stattfinden, denn offenbar sei es nicht immer möglich, solche Vorläufer zu finden.

Seth Stein (Northwestern University, Evanston) und Mian Liu (University of Missouri-Columbia).: Nature, doi: 10.1038/nature08502 ddp/wissenschaft.de ? Jessica von Ahn
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Dossiers
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Fuch|sia  〈[–ks–] f.; –, –si|en; Bot.〉 = Fuchsie

Pa|ra|bol|spie|gel  〈m. 5; Opt.〉 als Paraboloid geformter Hohlspiegel zur Aussendung od. zum Empfang elektromagnetischer Strahlung

Flüs|sig|keits|pres|se  〈f. 19; Tech.〉 hydraulische Presse

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige