Steig und seine Kollegen kommen jetzt zu einem anderen Ergebnis. Zwar sinken die Temperaturen in der Ostantarktis, dem größten Teil des Südkontinents, tatsächlich leicht. Doch westlich des Transantarktischen Gebirges, das sich einmal quer durch den Kontinent zieht, heizte sich das Klima seit 1957 deutlich auf. Die Durchschnittstemperatur für die gesamte Antarktis sei daher leicht angestiegen. „Das Gesamtbild ist sehr komplex“, sagt Steig. „Die Antarktis erwärmt sich nicht überall mit der gleichen Rate. Einige Regionen werden seit langem kälter, aber der Kontinent als Ganzes erwärmt sich.“
Bislang hatten Klimaforscher angenommen, dass das Ozonloch für die Abkühlung der Antarktis verantwortlich ist. Steig und seine Kollegen kommen nun zu dem Schluss, dass warme Meerwassertemperaturen und veränderte Eisbedeckung diesen Effekt im Westen des Kontinents aufheben. Der Eisschild in der Westantarktis, wo die Temperaturen besonders stark ansteigen, gilt als verhältnismäßig instabil, da ein großer Teil der Basis unterhalb des Meeresspiegels liegt. Wenn sich die Eismassen auflösen, würde der Meeresspiegel um sieben Meter steigen.