Das immer wiederkehrende Klimaphänomen El Niño könnte einen Ausbruch der tödlichen Krankheit Bartonellosis in Südamerika verursachen. Die Insekten, die den Erreger auf den Menschen übertragen, traten ein bis drei Monate nach der drastischen Erwärmung des Pazifischen Ozeans vor Peru im Dezember 1997 besonders häufig auf. Das berichteten Nasa-Klimatologen und Gesundheitswissenschaftler des amerikanischen Militärs auf dem Jahrestreffen der Amerikanischen Meteorologischen Gesellschaft in Orlando, Florida.
Die Wissenschaftler um Larry Laughlin von der „Uniformed Services University of Health Sciences“ (USUHS) untersuchten die Entwicklung der Krankheit in zwei unterschiedlichen Gebieten in Peru. Sie verglichen die Ergebnisse mit Klimadaten der
Nasa und fanden einen Zusammenhang zwischen dem stärksten El Niño-Ereignis des 20. Jahrhunderts und dem Ausbruch der Seuchen: Im Frühjahr 1998 verdoppelte sich die Anzahl der Bartonella-Fälle. Die Epidemie trete in wetterabhängigen Zyklen auf, vermutet Laughlin.
Das Bakterium „Bartonella bacilliformis“, das die Krankheit auslöst, wird durch einen Biss der so genannten Sandfliegen auf den Menschen übertragen. Der Erreger löst im menschlichen Körper ein plötzlich ansteigendes Fieber, das so genannte Oroya Fieber, aus. Es entwickelt sich eine schwere Blutarmut, an der zehn bis vierzig Prozent der Patienten unbehandelt sterben. In vielen Fällen entstehen blutgefüllte, warzenähnliche Hautwunden. Die Krankheit ist in den Gebirgstälern der Anden in Peru, Ecuador und Kolumbien verbreitet.
In Zukunft könnten Klimadaten wie die Temperatur der Meeresoberfläche Epidemien der gefährlichen Krankheit voraussagen. Präventive Maßnahmen wie zusätzliche Medikamente würden viele Menschen in den Entwicklungsländern retten.
Heike Heinrichs