Die Wälder nördlich des 30. Breitengrades binden jährlich bis zu 700 Millionen Tonnen Kohlenstoff in ihrer hölzernen Biomasse. Das entspricht etwa 12 Prozent der jährlich emittierten Kohlenstoffmenge. Zu diesem Ergebnis kam ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Ranga Myneni von der Universität Boston, USA. Die Wissenschaftler kombinierten erstmals Daten von Satelliten der NASA mit Forstinventurdaten von den USA, Kanada und verschiedenen europäischen Staaten.
Durch die Kombination dieser Daten gelang es den Wissenschaftlern erstmals die in der hölzernen Biomasse der nördlichen Walder gebundenen Kohlenstoffmenge zu bestimmen. Sie fassten dafür jeweils 64 Quadratkilometer Wald zu einer Einheit zusammensammen – diese Auflösung wurde bisher noch nicht erreicht. Zur hölzernen Biomasse gehören nach ihrer Definition der Stamm, die Äste, die Rinde und auch die Wurzeln von Bäumen und Sträuchern. Bisher war nur bekannt, dass jährlich 1 bis 2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff auf der Landfläche der Nordhalbkugel gespeichert werden. Diese neue Studie zeigt nun, dass etwa 700 Millionen Tonnen davon allein in der hölzernen Biomasse gebunden werden, ein anderer großer Anteil wird wahrscheinlich im Boden gespeichert.
Die Wissenschaftler stellten weiterhin fest, dass insgesamt etwa 61 Milliarden Tonnen Kohlenstoff im Holz der nördlichen Wäldern gebunden sind. In Deutschland beträgt die durchschnittliche Kohlenstoffmenge 73 Tonnen pro Hektar Wald. Weitere Informationen und zahlreiche Karten finden Sie auf der Webpage der Climate and Vegetation Research Group, University of Boston.
Die in dieser Studie verwendete Methode zur Auswertung von Sattelitendaten könnte auch für eine genauere Abschätzung von Kohlenstoffsenken genutzt werden, die ein wichtiges Bewertungskriterium zur Einhaltung des Kyoto-Protokolls sind. Die Studie erschien in den Proceedings of the National Academy of Sciences der USA (Vol 98, S 14784).
Ralf Möller