Schwebeteilchen in der Atmosphäre, so genannte Aerosole, die sich unter anderem aus Kohlenstoff und Sulfaten zusammensetzen, könnten den Wasserhaushalt der Erde stärker verändern als man es bisher in Klimamodellen berücksichtigt. Das schließen Wissenschaftler aus Ergebnissen des Indischen-Ozean-Experimentes (INDOEX). Sie berichten darüber im Fachmagazin Science (Bd. 294, Nr. 5549, S. 2119).
Anfangs dachten wir, die Aerosole würden durch die Abschirmung des Sonnenlichts lediglich einen gewissen Ausgleich zum
Treibhauseffekt liefern“, sagt
Veerabhadran Ramanathan, neben
Paul Crutzen vom
Max-Planck-Institut für Chemie einer der Leiter des INDOEX-Teams. „Doch wir fanden, dass die Aerosole den Wasserkreislauf der Erde schwächen. Weil sie weniger Sonnenlicht auf die Ozeane gelangen lassen, verdunstet weniger Wasser in die Atmosphäre und es fällt weniger Regen.“ Hinzu kommt, dass Aerosole in Wolken die Größe der Regentropfen begrenzen. Das verhindert ein effizientes Abregnen der Wolken über verschmutzten Regionen.
„Des weiteren haben wir aus INDOEX gelernt, dass Luftverschmutzung nicht ausschließlich ein industrielles Phänomen ist“, sagt Crutzen, der 1995 den Nobelpreis für Chemie erhielt. „Der Teil der Atmosphäre, von dem man annehmen sollte, das er am saubersten ist, nämlich der über Regionen mit geringer Industrialisierung, kann tatsächlich hoch verschmutzt sein, besonders in trockenen Monaten.“
Die Forscher fürchten, dass dieses Phänomen die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser im 21. Jahrhundert einschneidend begrenzen könnte. „Das Verbrennen von Biomasse darf so wie bisher nicht weitergehen“, fordert Crutzen.
Das INDOEX-Projekt wurde unter anderem von der NASA finanziert. Die ausgewerteten Daten stammen vom Erdbeobachtungssatelliten Terra.
Axel Tillemans