Zurzeit sind die Klimaschwankungen, die El Nino mit sich bringt, so stark ausgeprägt wie sonst im gesamten Untersuchungszeitraum nicht, berichten die Forscher. Das liege aber nicht unbedingt an dem vom Menschen verursachten Treibhauseffekt, sondern auch an natürlichen Änderungen der Sonneneinstrahlung.
Für ihre Studie untersuchten die Forscher das Verhältnis des schweren Sauerstoff-Isotops O18 zum leichteren O16 im Skelett von Korallen. Dieses Verhältnis wird durch die Oberflächentemperaturen des Meeres und durch die Niederschlagsmenge bestimmt. Beides wird durch El Nino – die Forscher sprechen von der „El Nino-Southern Oscillation“ (Enso) – verändert: Im Normalzustand regnet es in Papua Neuguinea viel und die Wassertemperatur des tropischen Pazifik ist hoch. In El Nino-Jahren herrscht Trockenheit und die Temperaturen sinken. Die schnell wachsenden Korallen zeichnen diese Klimavariationen mit einer guten zeitlichen Auflösung auf.
Außer modernen Korallenriffen nahmen die Forscher auch Proben aus sieben fossilen Riffen, aus dem Zeitraum zwischen 130.000 und 6.000 Jahren vor heute. Sie stellten fest, dass es die Klimavariation zu allen untersuchten Zeiten gab, sowohl während der Eiszeiten als auch in den dazwischen liegenden Warmzeiten. Allerdings waren die Schwankungen unterschiedlich stark ausgeprägt. In den Kaltzeiten war El Nino eher schwächer.
Merkwürdigerweise hatte das Klimaphänomen vor 6.000 Jahren eine besonders schwache Phase, obwohl damals das Klima ähnlich warm und stabil war wie heute. Die Forscher schließen daraus, dass auch die Sonneneinstrahlung eine wichtige Rolle für El Nino spielt. Sie variiert unter anderem in einem Zyklus von 22.000 Jahren. So lange benötigt die Erdachse für eine Umdrehung um eine mittlere Achse. Da die Bahn der Erde um die Sonne kein Kreis, sondern eine Ellipse ist, erhalten die nördliche und die südliche Hemisphäre je nach Lage der Erdachse unterschiedlich viel Sonneneinstrahlung. Im Augenblick heize die Sonne El Nino besonders an, während vor 6.000 Jahren trotz des gleichen Hintergrundklimas gerade ungünstige Bedingungen für die Entwicklung von El Nino geherrscht habe, sagt Tudhop. (Science, Bd. 291)
Ute Kehse