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El Niño wird extremer

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

El Niño wird extremer
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Schwankungen des El Niño in den letzten 700 Jahren. Dunkel: aus Jahresringen, rot: aus meteorologischen Messwerten. (International Pacific Research Center))
Es bringt Überschwemmungen und Erdrutsche einerseits und Dürren und Hitzewellen andererseits: Das Klimaphänomen El Niño beeinflusst nicht nur die Wassertemperaturen im Pazifik, es löst auch weltweit extreme Wetterereignisse aus – und wirkt sich so auf das Leben von Millionen Menschen aus. Unklar war jedoch bisher, ob und wie sich der Klimawandel auf den El Niño auswirkt. Jetzt hat ein internationales Forscherteam den Verlauf des Klimaphänomens in den letzten 700 Jahren anhand von Baumringen rekonstruiert. Ihr Ergebnis: 600 Jahre lang waren Häufigkeit und Stärke des El Niño durch den Zufall bestimmt. Im 20. Jahrhundert aber war er aktiv wie nie zuvor. Das deutet darauf hin, dass die globale Erwärmung dieses Klimaphänomen verstärkt.

„Vorhersagen zu können, wie sich die El Niño – Southern Oscillation (ENSO) mit dem Klimawandel verändern wird, ist von enormer Wichtigkeit für die Gesellschaft“, erklären Jinbao Li von der University of Hongkong und seine Kollegen. Denn die warmen und kalten Phasen dieses zyklisch wiederkehrenden Klimaphänomens beeinflussen das Wetter noch tausende Kilometer vom Pazifik entfernt. Die Vorhersage des ENSO-Zyklus und seiner Reaktion auf globale Veränderungen des Klimas sind aber alles andere als einfach. Denn der El Niño und die Kaltphase La Niña wechseln sich in unregelmäßigen Abständen ab, meist im Takt einiger Jahre. Zusätzlich aber verändert sich die Aktivität und Stärke dieses Zyklus noch in sich überlagernden Rhythmen von mehreren Jahrzehnten und einem Jahrhundert.

Messwerte zum ENSO-Zyklus gibt es erst seit rund 150 Jahren – das ist nicht annähernd lang genug, um einen langfristigen Trend – beispielsweise durch den Klimawandel – von den längeren periodischen Schwankungen zu unterscheiden, wie die Forscher erklären. Unter anderem deshalb kommen die gängigen Klimamodelle auch zu unterschiedlichen Aussagen darüber, ob ein Anstieg der globalen Temperaturen den ENSO-Zyklus eher verstärkt oder aber dämpft.

Verstärkte Schwankungen in 20. Jahrhundert

Um hier Abhilfe zu schaffen, haben Li und seine Kollegen nach biologischen Indizien für langfristige Trends gesucht: Sie rekonstruierten die El Niño-Ereignisse der letzten 700 Jahre mit Hilfe der Jahresringe von Bäumen in sieben Regionen weltweit. Da die Dicke der Jahresringe durch Klimafaktoren wie Niederschlag und Temperatur beeinflusst wird, lässt sich an ihnen ablesen, wie das Klima in dem betreffenden Jahr war. Die Auswertung von 2.222 Jahresringen ermöglichte es den Forschern so, Stärke und Häufigkeit des ENSO-Zyklus mit bisher unerreichter Genauigkeit zu rekonstruieren.

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Das Ergebnis: Vor 1900 entsprechen die Schwankungen des El Niño und der La Niña einer zufälligen Verteilung, wie die Forscher berichten. In einem Großteil des 20. Jahrhunderts aber wich die ENSO-Aktivität von zufälligen Schwankungen ab: Der Wechsel der Warm- und Kaltphasen wurde extremer und häufiger. Der Anstieg der ENSO-Variabilität in den letzten Dekaden sei beispiellos für die letzten 700 Jahre, so die Wissenschaftler. Das deute darauf hin, dass dieses Klimaphänomen auf die globale Erwärmung reagiere. „Wenn dieser Trend einer steigenden ENSO-Aktivität anhält, dann müssen wir künftig mit mehr Wetterextremen wie Überschwemmungen und Dürren rechnen“, sagt Koautor Shang-Ping Xie von der University of Hawaii in Manoa.

Die Jahresringdaten lieferten auch Informationen darüber, wie der El Niño auf Vulkanausbrüche und die dabei in die Atmosphäre abgegebenen Klimagase reagiert: Demnach führen große Eruptionen tropischer Feuerberge im Jahr des Ausbruchs zu einer Abkühlung im Zentralpazifik. Im Jahr darauf aber tritt eine ungewöhnlich starke Erwärmung ein. Auch dies unterstreiche, wie sensibel dieses Klimaphänomen auf Veränderungen der atmosphärischen Bedingungen reagiere, so die Forscher.

Quelle

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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