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Heiße Zukunft für China

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Heiße Zukunft für China
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Dem Osten Chinas stehen weitere Hitzesommer bevor (NASA)
Der Sommer 2013 ist für den Osten Chinas ein fataler Rekord: Noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war es so heiß und trocken. Ist dies nur ein Einzelfall oder auch dort der Beginn eines neuen, durch den Klimawandel verursachten Trends? Diese Frage hat nun ein chinesisch-kanadisches Forscherteam untersucht – mit ziemlich erschreckenden Ergebnissen: Demnach ist ein Extremsommer heute 60 Mal wahrscheinlicher als noch 1950. Und schon im Jahr 2024 könnten mindestens die Hälfte aller Sommer so heiß sein wie im Jahr 2013. Hitzewellen und Dürren werden zudem heftiger ausfallen und länger anhalten, so die Prognosen. Den am dichtesten besiedelten Regionen Chinas stehen demnach harte Jahre bevor.

Hitzewellen und „Jahrhundertsommer“ häufen sich in den letzten Jahren in vielen Regionen der Welt. Ob in Europa 2003, in Russland 2010 oder in China 2013 – solche Wetterextreme werfen die Frage auf, ob es sich Vorboten einer kommenden, wärmeren Welt handelt, oder aber nur um einen Ausreißer, ein Wetterphänomen, das von einer speziellen Großwetterlage oder einem Zusammentreffen ungünstiger Faktoren auslöst wird. In China traf der Extremsommer von 2013 die dicht besiedelten und wirtschaftlich wichtigsten Regionen des Landes besonders schwer. Allein die von der Dürre verursachten direkten Kosten liegen bei umgerechnet 7,5 Milliarden Euro. Neun Provinzen mit zusammen mehr als einer halben Milliarde Menschen waren betroffen, wie Ying Sun vom Nationalen Klimazentrum in Peking und seine Kollegen berichten. Aber auch wenn dieser Sommer einen Rekord darstellte, ist er keine absolute Ausnahme: Die fünf heißesten Sommer Ostchinas ereigneten sich alle nach dem Jahr 2000.

Immer häufiger und immer heißer

Für ihre Studie verglichen die Forscher die gemessenen Fünfjahres-Durchschnitte der Sommertemperaturen der Jahre 1955 bis 2012 mit den Werten, die sich in zwei verschiedenen Klimasimulationen ergaben. In einer gingen sie nur von natürlichen Klimafaktoren wie der Sonneneinstrahlung oder Vulkanausbrüchen aus, in der anderen rechneten sie auch den anthropogenen Treibhauseffekt durch die CO2-Emissionen mit hinzu. Die Zeitreihe der Beobachtungsdaten zeigten, dass sich die Häufigkeit von Extremsommern seit 1950 um das 60-Fache erhöht hat. „Dies entspricht einer Wiederkehrzeit von einem Extremsommer wie 2013 alle 4,3 Jahre“, erklären die Forscher.

Aus dem Vergleich mit den Simulationen ergab sich auch der Grund dafür: Kombinierte man darin die Effekte des menschengemachten Klimawandels mit dem Wärmeeffekt der zunehmenden Urbanisierung, reproduzierte dies die tatsächliche Entwicklung ziemlich genau. „Das zeigt, dass die zunehmende Häufigkeit der extremen Sommerhitze in Ostchina zuallererst durch die anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen verursacht wird“, konstatieren Sun und seine Kollegen. „Als sekundärer Faktor kommt die Ausdehnung der städtischen Wärmeinseln hinzu.“

Und der Trend in Richtung Hitze geht weiter: Verlängerten die Forscher die am besten passende Simulation in die Zukunft, nahm die Häufigkeit der Extremsommer weiter stark zu – und dies selbst bei einem gemäßigten Klimawandelszenario, bei dem die Wissenschaftler bereits von wirksamen Klimaschutzmaßnahmen ausgingen. „Bis 2024 werden mindestens 50 Prozent der Sommer so heiß sein wie der von 2013“, berichten die Forscher. Diese Zunahme der Sommerhitze werde unweigerlich auch zu ausgedehnteren, länger anhaltenden und stärkeren Hitzewellen in der Region führen. Für die Landwirtschaft, die Energieproduktion aber auch die Gesundheit der Bevölkerung hätte das schwerwiegende Folgen – wenn es keine ausreichenden Anpassungsmaßnahmen gibt. „Unsere Ergebnisse zeichnen eine sehr düstere Zukunft für die ganze Region“, konstatieren Sun und seine Kollegen.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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