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Klimaszenario: Die Komplettschmelze

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Klimaszenario: Die Komplettschmelze
15-09-11 Antarktika.jpg
Darstellung der unterschiedlichen Szenarien. Credit: Ken Caldeira and Ricarda Winkelmann
Den Kampf gegen den Klimawandel gewinnen: Das kann nur gelingen, wenn ein Großteil der fossilen Brennstoffreserven nicht mehr genutzt wird. Andernfalls droht eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß, wie Forscher nun vorhersagen. Demnach könnten in Zukunft so dicht besiedelte Städte wie New York City oder Tokyo komplett unter Wasser stehen – denn die Erderwärmung könnte die größten Eismassen der Erde zum Schmelzen bringen.

Treibhausgase aus dem Verbrennen von Kohle, Öl und Gas verursachen eine rasche Erwärmung unseres Planeten. Erste Folgen dieser Klimaveränderung sind schon heute sichtbar: Gletscher schmelzen und die gewaltigen Eiskappen an den Polen der Erde werden zunehmend instabil. Wie weitreichend die Konsequenzen dieser Entwicklung in Zukunft sein könnten, haben Wissenschaftler um Ricarda Winkelmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung nun versucht zu prognostizieren. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass wir nicht so weitermachen dürfen wie bisher – wenn wir Antarktika nicht komplett zum Schmelzen bringen wollen“, sagt Winkelmann.
Der Antarktische Eisschild bedeckt nahezu den ganzen antarktischen Kontinent und ist damit die größte eigenständige Eismasse der Erde. Während der Schild in Ostantarktika auf einer Landfläche aufliegt, befindet sich der Untergrund des Westantarktischen Eisschilds bis zu 2.500 Meter unter dem Meeresspiegel. Insbesondere dieser Teil schmilzt seit Jahren unaufhaltsam und immer schneller. Schon lange warnen Experten vor den Risiken, die durch das Abschmelzen der Eismassen entstehen – langfristig droht ein dramatischer Anstieg des Meeresspiegels, der Inseln und Küstenstädte in Gefahr bringt.

Steigender Meeresspiegel

Die aktuelle Untersuchung zeigt dem Team zufolge aber erstmals, dass  die ungebrochene Nutzung fossiler Brennstoffe auch den viel größeren Ostantarktischen Eisschild gefährdet. „Den Eisverlust des Westantarktischen Eisschilds können wir vielleicht schon gar nicht mehr aufhalten“, so Koautor Anders Levermann. „Um Städte wie Tokyo, Hongkong, Shanghai, Hamburg oder New York für unsere Erben bewahren zu können, müssen wir verhindern, dass wir diesen Punkt auch in Ostantarktika erreichen.“
Für ihre Prognose haben die Forscher ein komplexes Modell entwickelt, das verschiedene Faktoren wie Treibhausgasemissionen, Atmosphären- und Ozeanerwärmung betrachtet, um die Zukunft des Eisschilds zu simulieren. Dabei rechneten sie auch Variablen mit ein, die das Abschmelzen unter Umständen ausgleichen könnten – zum Beispiel eine klimawandelbedingte Zunahme von Schneefall. Diesen Berechnungen zufolge würde das Verbrennen aller auf der Erde verfügbaren Kohle-, Gas- und Ölreserven 10.000 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid-Emissionen verursachen – und in einem Zeitraum von mehreren tausend Jahren sämtliches Eis von Antarktika verschwinden lassen. Damit würden Wassermengen frei, durch die der Meeresspiegel um 50 bis 60 Meter anstiege, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin Science Advances.

Heimat unter Wasser?

Werden fossile Brennstoffe in Zukunft so weiter genutzt wie bisher, wird der Westantarktische Eisschild schon in 60 bis 80 Jahren seine Reststabilität eingebüßt haben. Zum Ende dieses Jahrtausends könnte der Anstieg des Meeresspiegels dem Modell zufolge dann schon um die 30 Meter betragen.
Weniger katastrophal fällt die Prognose aus, wenn man annimmt, dass das viel zitierte Zwei-Grad-Ziel eingehalten werden kann. Das sieht vor, die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius gegenüber dem Niveau vor der Industrialisierung zu begrenzen. In diesem Fall würde der Meeresspiegel lediglich um wenige Meter ansteigen und kontrollierbar bleiben. Mit jedem Zehntel Grad Erwärmung mehr steige jedoch das Risiko eines totalen Eisverlusts, so die Forscher. Ihr warnendes Fazit: „Wenn wir nicht schnell damit aufhören, CO2 in die Atmosphäre zu schleudern, wird eines Tages die Heimat von über einer Milliarde Menschen unter Wasser stehen.“

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Daniela Albat
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