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Weniger Eis, mehr Schnee

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Weniger Eis, mehr Schnee
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Das schwindende Eis der Arktis führt zu Wintereinbrüchen auf der nördlichen Hemisphäre. Foto: Elke Sawistowski/pixelio.de
Das Klima wird wärmer? Kaum zu glauben bei den Schneemassen, die uns die vergangenen Winter gebracht haben. Doch ein chinesisch-amerikanisches Forscherteam geht davon aus, dass schneereiche Winter auf der Nordhalbkugel ebenfalls eine Folge des Klimawandels sind.

Als eindeutiges Merkmal des Klimawandels wird das Abschmelzen der Polkappen angesehen. Die üppigen Schneefälle der vergangenen Winter in Europa, Ostasien und Nordamerika scheinen dagegen nicht zu der gängigen Theorie zu passen. Wissenschaftler hatten daher zunächst eine Verbindung zu dem Wetterphänomen El Niño vermutet. Jetzt haben Klimaforscher um Jiping Liu des Georgia Institutes of Technology in Atlanta allerdings Hinweise gefunden, die doch für die Erderwärmung als Ursache der starken Wintereinbrüche sprechen. Die Wissenschaftler verglichen dazu Temperatur und Luftdruck an der Erd- und Wasseroberfläche sowie Niederschlag und Schneehöhen zwischen 1979 und 2010.

Eisschmelze und schwache Westwinde bringen Schnee nach Europa

Die Ergebnisse zeigten: Der Verlust von nahezu 30 Prozent des arktischen Eises geht eindeutig mit der Zunahme von Schneefällen der nördlichen Hemisphäre einher. Für Nordamerika heißt das konkret: Das Abschmelzen von einer Million Quadratmeter arktischen Eises führt zu 3 bis 12 Prozent mehr Schneefall. Ein ähnliches Ergebnis ergab sich auch für Europa und den Osten Asiens.

Erklären lässt sich dieser Effekt vermutlich wie folgt: Eis reflektiert Sonnenlicht viel stärker als Wasser. Mit dem Schrumpfen des arktischen Eispanzers heizen sich also die oberen Schichten des Meerwassers um bis zu fünf Grad Celsius auf und beschleunigen die Eisschmelze zusätzlich, so die Forscher. Entsprechend wachse das Eis im Winter nicht nach wie in den Jahrzehnten zuvor. Eine weitere Folge: Es verdunstet mehr Wasser, so dass die Luftfeuchtigkeit zunimmt. Das betreffe vor allem die Beaufortsee vor Alaska, sagen die Wissenschaftler.

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Dafür, dass die kalten und feuchten Luftströme in Richtung der Kontinente gelangen, sorgt ein ebenfalls durch den Klimawandel bedingtes Phänomen: die schwächer werdenden Westwinde. Die Luftmassen, die größtenteils das Wetter in Europa bestimmten, mäandrieren stärker zwischen 45 und 65 Grad Nord, wandern also mal mehr nach Norden, mal mehr nach Süden als früher. So kann die arktische Luft weiter nach Süden vordringen ? und sorgt auf den Kontinenten der nördlichen Hemisphäre für üppige Schneefälle. Eine Ausnahme bilden der Nordosten Kanadas und Grönland, da in diesen Gebieten warme Luftmassen aus dem Nordatlantik vorherrschen.

Die Veränderung der Eisschilde im Vergleich zum Vorjahr genau aufzuzeichnen, könnte in Zukunft bei genaueren saisonalen Vorhersagen helfen, glauben die Klimafoscher.

Jiping Liu (Georgia Institute of Technology, Atlanta) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.1114910109 © wissenschaft.de ? Marion Martin
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