Eisschmelze und schwache Westwinde bringen Schnee nach Europa
Die Ergebnisse zeigten: Der Verlust von nahezu 30 Prozent des arktischen Eises geht eindeutig mit der Zunahme von Schneefällen der nördlichen Hemisphäre einher. Für Nordamerika heißt das konkret: Das Abschmelzen von einer Million Quadratmeter arktischen Eises führt zu 3 bis 12 Prozent mehr Schneefall. Ein ähnliches Ergebnis ergab sich auch für Europa und den Osten Asiens.
Erklären lässt sich dieser Effekt vermutlich wie folgt: Eis reflektiert Sonnenlicht viel stärker als Wasser. Mit dem Schrumpfen des arktischen Eispanzers heizen sich also die oberen Schichten des Meerwassers um bis zu fünf Grad Celsius auf und beschleunigen die Eisschmelze zusätzlich, so die Forscher. Entsprechend wachse das Eis im Winter nicht nach wie in den Jahrzehnten zuvor. Eine weitere Folge: Es verdunstet mehr Wasser, so dass die Luftfeuchtigkeit zunimmt. Das betreffe vor allem die Beaufortsee vor Alaska, sagen die Wissenschaftler.
Dafür, dass die kalten und feuchten Luftströme in Richtung der Kontinente gelangen, sorgt ein ebenfalls durch den Klimawandel bedingtes Phänomen: die schwächer werdenden Westwinde. Die Luftmassen, die größtenteils das Wetter in Europa bestimmten, mäandrieren stärker zwischen 45 und 65 Grad Nord, wandern also mal mehr nach Norden, mal mehr nach Süden als früher. So kann die arktische Luft weiter nach Süden vordringen ? und sorgt auf den Kontinenten der nördlichen Hemisphäre für üppige Schneefälle. Eine Ausnahme bilden der Nordosten Kanadas und Grönland, da in diesen Gebieten warme Luftmassen aus dem Nordatlantik vorherrschen.
Die Veränderung der Eisschilde im Vergleich zum Vorjahr genau aufzuzeichnen, könnte in Zukunft bei genaueren saisonalen Vorhersagen helfen, glauben die Klimafoscher.