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Wann das Klima kippt

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Wann das Klima kippt
Wenn sich das Klima weiter erwärmt, drohen drastische und unwiderrufliche Veränderungen: Die Eisschilde in Grönland und in der Westantarktis könnten zerfallen, der Regenwald im Amazonas könnte absterben, die Wasserzirkulation im Nordatlantik könnte zum Erliegen kommen. Solche plötzlichen Wechsel des Klimasystems von einem Zustand in einen anderen, sogenannte Umkipp-Punkte („Tipping Points“), kommen aber nicht aus heiterem Himmel. Sie lassen sich mit statistischen Methoden vorhersagen, hat der britische Forscher Timothy Lenton entdeckt.

An einem Umkipp-Punkt kann eine kleine Veränderung ausreichen, um einen Teil des Klimasystems in einen völlig neuen Zustand zu stoßen. Ein Beispiel ist das Abschmelzen des Eisschildes in Grönland: Wenn eine bestimmte kritische Temperatur überschritten wird, könnte es passieren, dass sich der Zerfall des Eises nicht mehr aufhalten lässt. Dann würde der Meeresspiegel schlagartig um sieben Meter ansteigen, zahlreiche große Städte würden überflutet.

Die globale Erwärmung könnte nach neueren Forschungsergebnissen dazu führen, dass einer oder mehrere Umkipp-Punkte noch in diesem Jahrhundert überschritten werden, schreibt Lenton. Allerdings sind sich die Experten uneinig, wie stark sich die Erde erwärmen muss, damit es zu katastrophalen Veränderungen kommt. Manchen Berechnungen zufolge können kritische Schwellen schon bei einer Erwärmung von einem Grad Celsius im Vergleich zum Durchschnittswert von 1990 überschritten werden. Bei einer Erwärmung von vier Grad Celsius ist es nach Meinung vieler Forscher sehr wahrscheinlich, dass zumindest ein gefährlicher Umkipp-Punkt passiert wird. Angesichts dieser großen Unsicherheiten galt es bislang allerdings als unmöglich, Umkipp-Punkte vorherzusagen.

„Neuere Forschungsergebnisse zeigen aber, dass die Situation nicht ganz hoffnungslos ist“, sagt Lenton. „Wir besitzen die nötigen Werkzeuge, um kritische Schwellen vorherzusehen.“ Das könnte der Gesellschaft Zeit geben, sich an unvermeidliche Veränderungen anzupassen.

Ein Warnzeichen für einen Umschwung könnte zum Beispiel darin bestehen, dass ein System auf kurzfristige natürliche Veränderungen langsamer reagiert. Dieser statistische Trend kann anzeigen, dass das Klimasystem instabil wird und sich einem kritischen Punkt nähert, den Forscher als „Bifurkation“ bezeichnen, schreibt Lenton. Wenn dieser Punkt überschritten ist, geht das System unwiederbringlich in einen neuen Zustand über.

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Der britische Forscher identifiziert in seinem Artikel noch mehrere weitere statistische Besonderheiten, die eine kritische Entwicklung anzeigen können. Wenn Messdaten daraufhin untersucht werden, könnten nahende Umkipp-Punkte zumindest noch rechtzeitig genug identifiziert werden, damit sich die Gesellschaft an die Veränderungen anpassen kann, schreibt der Forscher. „Es ist allerdings noch ein langer Weg, bis wir exakte Frühwarnsysteme für diese Klimarisiken haben werden“, sagt er.

Timothy Lenton (University of Exeter, Großbritannien): Nature Climate Change, Online-Veröffentlichung, doi: 10.1038/nclimate1143 wissenschaft.de – Ute Kehse
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