Untersuchungen des Schädels enthüllten die wichtigste Eigenart der neuen Spezies: Die Form und Ausprägung der Schädelbasis zeigt, dass die Hörschnecke von Onychonycteris kleiner war als die aller echoortenden Fledermausarten heute. Ihre Größe ähnelt der von Flughunden, fruchtfressenden Verwandten der Fledermäuse, die nicht über die Fähigkeit zur Echoortung verfügen. Damit steht eindeutig fest, dass die Tiere erst Fliegen und dann das Orten mit Hilfe des Echos lernten, erklären die Forscher. Aus dem Kiefer und Form und Beschaffenheit der Zähne schlossen die Wissenschaftler zudem, dass sich Onychonycteris von Insekten ernährt hat. Ohne die Hilfe der Echoortung mussten sie zur Jagd entweder auf ihre Augen, ihren Geruchsinn oder auf ihr passives Gehör vertrauen.
Unbekannt ist, ob die Fledermäuse der vergangenen Zeiten nacht-, tag- oder dämmerungsaktiv waren. Ohne die Sinne der heutigen Fledermäuse müssten nachtaktive Tiere vergrößerte Augen gehabt haben, um sich in der Dunkelheit zurechtzufinden. Nachprüfen konnten Forscher das allerdings nicht: Die Augenhöhlen der ausgestorbenen Art konnten nicht vermessen werden, weil die Schädel der zwei bis jetzt gefunden Exemplare während der Fossilisation zerdrückt wurden. Wahrscheinlich aber waren die Tiere dämmerungsaktiv und verlegten ihre aktiven Zeiten erst mit Entwicklung des Echoortungssystems in die Nacht, schreiben Simmons und ihr Team. Auf diese Weise könnten sie anderen fliegenden Räubern entgangen sein, die sich nach dem Aussterben der Dinosaurier entwickelten.