Aus dem Fund der Bakterien-Biomarker ergibt sich ein erschreckendes Szenario, schreibt Ward: Die Meeresströmungen müssen am Ende des Perms völlig zum Erliegen gekommen sein. Mikroben im Meer zehrten den Sauerstoff auf und produzierten stattdessen Schwefelwasserstoff. Höheres Leben erstickte, sowohl unter Wasser als auch an Land. In den lichtdurchfluteten Meeresschichten breiteten sich Schwefelbakterien aus. Korallenriffe wurden großflächig von schleimigen Biofilmen überwuchert, und an Land zersetzten Pilze die verrottende Biomasse. Die eigentliche Ursache für die Katastrophe waren zwar Vulkanausbrüche in Sibirien, die den Treibhauseffekt verstärkten und dadurch die Temperaturunterschiede zwischen Polen und Äquator ? den Antrieb der Meeresströmungen ? aufhoben. Aber erst die Aktivität der Mikroben machte dem höheren Leben den Garaus, so Wards Theorie.
Biomarker zeigen an, dass auch bei zwei anderen Massensterben, am Ende der Erdzeitalter Devon (vor 365 Millionen Jahren) und Trias (vor 200 Millionen Jahren) Bakterien wieder an die Macht kamen. Damals breiteten sich im Meer ebenfalls Biofilme beziehungsweise sogenannte Stromatoliten aus ? Bakterienkolonien, die teppichförmige Kalkformationen absondern und die eigentlich seit 550 Millionen Jahren keine Chance mehr in den von Tieren beherrschten Ökosystemen haben.
Das Leben, schreibt Ward, sei ein ewiger Kampf zwischen den winzigen Mikroben und den höheren Lebewesen um die Vorherrschaft auf dem Planeten. Wann immer sich die Chance bietet, schlägt das Präkambrium zurück: Dann erobern sich die Einzeller den dominierenden Platz zurück, den sie während der ersten vier Milliarden Jahre der Erdgeschichte innehatten. Der Biologe ist sich sicher: Eines Tages werden sie eine neue Chance bekommen.