In Uruguay haben Paläontologen den Schädel eines wahrscheinlich ungefähr 1.000 Kilogramm schweren Nagetiers entdeckt. Das schließen sie aus der Vermessung des Schädels und einem Vergleich mit Überresten anderer Nagetiere. Das Tier mit dem Namen Josephoartigasia monesi ist damit doppelt so schwer wie das bisher größte bekannte Nagetier Phoberomys und 16-mal schwerer als das Wasserschwein, das mit seinen 60 Kilogramm die Liste der größten lebenden Nagetiere anführt.
Die Paläontologen fanden die Überreste von Josephoartigasia monesi in der San-José-Formation, einer Gesteinsschicht in Uruguay, die zwei bis vier Millionen Jahre alt ist. Der Riesennager ist damit ein relativ junger Vertreter seiner Familie, der
Dinomyidae. Seine Vorfahren tauchten schon vor 20 Millionen Jahren in Südamerika auf und verbreiteten sich im ganzen Norden des Kontinents: Fossile Funde belegen ihre Existenz in Argentinien, Brasilien, Uruguay, Venezuela, Bolivien und Kolumbien. Viel ist nicht über ihr Leben bekannt, da meist nur einzelne Zähne oder Kieferbruchstücke erhalten sind.
Einige Wissenslücken wenigstens soll der Schädel von J. monesi nun schließen: Die ungewöhnlich kleinen Mahlzähne und die schwach ausgeprägte Ansatzstelle der Kaumuskeln, die für die seitliche Mahlbewegung des Unterkiefers verantwortlich sind, weisen auf weiche Kost wie zarte Pflanzen oder Früchte hin. Dies würde zu der Theorie der Wissenschaftler passen, dass der Riesennager in Flussdeltagebieten mit vielen Wasserpflanzen lebte. Nachbarn könnten der Säbelzahntiger, große fleischfressende Vögel, Huftiere und andere große Nagetiere gewesen sein.
Andrés Rinderknecht (Naturhistorisches Museum Montevideo) und Ernesto Blanco (Institut für Physik, Universität Montevideo): Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences (Online-Vorabveröffentlichung, DOI:10.1098/rspb.2007.1645) ddp/wissenschaft.de ? Livia Rasche