Nach den Berechnungen der Forscher stand Argentavis eine Dauerleistung von 170 Watt für den Flügelschlag zur Verfügung. Für einen Flug in konstanter Höhe benötigte der Greifvogel jedoch rund 600 Watt, also mehr als das Dreifache. Argentavis konnte die Kraft seines Flügelschlags also nur kurzzeitig nutzen, um Höhe zu gewinnen oder um seine Flughöhe zu halten. Dann musste er Thermik oder andere Aufwinde finden, um in der Luft bleiben zu können. An diese Art von Gleitflügen war er extrem gut angepasst: Aus einem Kilometern Höhe konnte er knapp zwanzig Kilometer gleiten, und mit einer Sinkgeschwindigkeit von rund einem Meter in der Sekunde und einer trotz seiner Größe guten Wendigkeit konnte er selbst schwache und enge Aufwinde ausnutzen. So dürfte der Riesenvogel über den windreichen Gebirgszügen der Anden und in der Weite der südamerikanischen Pampa genügend Aufwinde gefunden haben, um problemlos auch große Strecken zurückzulegen, schreiben die Forscher.
Eine große Herausforderung für den Vogel muss jedoch vor allem der Start vom Boden aus gewesen sein. Ohne Gegenwind oder die Unterstützung eines Hanges, an dem er beschleunigen konnte, dürfte er wohl kaum in die Luft gekommen sein, ergaben die Berechnungen. Als die größten derzeit lebende flugfähige Vögel sind der Wanderalbatros und der Kondor mit Spannweiten von mehr als drei Metern bekannt. Der schwerste flugfähige Vogel ist die in Afrika beheimatete Riesentrappe, die bis knapp zwanzig Kilogramm schwer werden kann.