Für die neue Theorie spricht zudem, dass Thiomargarita-Bakterien im Golf von Mexiko dazu beitragen, dass sich das Mineral Phosphorit am Meeresboden ablagert. Die Doushantuo-Fossilien wurden allesamt in Phosphorit-Schichten gefunden. „Als ich diese beiden Puzzlestücke zusammenfügte, wurde mir klar, dass die Fossilien wahrscheinlich gar keine Tierembryos sind“, sagt Jake Bailey, einer der beteiligten Forscher. Das könnte erklären, warum bei computertomographischen Aufnahmen der Versteinerungen bislang keine Anzeichen von unterschiedlichen Zelltypen oder Körperhöhlen entdeckt werden konnten. Auch war bislang nur schwer zu erklären, wieso die vermeintlichen Embryonen überhaupt in riesigen Mengen erhalten blieben, da Tierembryos im Gegensatz zu Bakterien in der Regel nur äußerst selten versteinern.
Allerdings schließen die Forscher nicht aus, dass in den Phosphorit-Schichten auch echte Embryonen oder sogar mikroskopisch kleine erwachsene Tiere erhalten blieben. Einige der Fossilien sähen völlig anders aus als Thiomargarita-Bakterien, schreiben die Forscher. Die Bakterien trugen aber immerhin dazu bei, dass die winzigen Fossilien überhaupt erhalten blieben: Phosphorit besteht hauptsächlich aus dem Mineral Karbonatfluorapatit. Der darin enthaltene Phosphor ersetzt während der Versteinerung das organische Material der Zellwände, wobei selbst feinste Strukturen erhalten bleiben.
Sollte die Doushantuo-Formation tatsächlich Embryonen enthalten, wären dies die ältesten bekannten Vertreter des Reichs der Tiere. Erst vor 543 Millionen Jahren, nach der so genannten kambrischen Radiation, eroberten große, mehrzellige Kreaturen mit Panzern, Greifwerkzeugen und Zähnen die Erde in großer Vielfalt. Gesteine, die älter sind als 543 Jahre enthalten kaum sichtbare Fossilien ? und wenn, dann stammen sie von Wesen, die heutigen Tieren völlig unähnlich sind.