Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Als die Wale noch die Zähne fletschten

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Als die Wale noch die Zähne fletschten
Die als sanfte Riesen bekannten Bartenwale hatten räuberische und gefährliche Vorfahren. Darauf deutet der Fund eines 25 Millionen Jahre alten Fossils aus dem Südosten Australiens hin. Demnach waren die Urahnen dieser Meeressäuger, zu denen auch der Blauwal gehört, vergleichsweise klein und hatten scharfe Zähne. Die Barten, mit denen die Wale Plankton aus dem Wasser filtern, entwickelten sich erst später nach und nach. Der Fund des Janjucetus hunderi genannten Fossils stelle daher die heutige Theorie über die Evolution der Meeressäugetiere infrage, schreibt der Biologe Erich Fitzgerald.

Bartenwale erreichen eine Körperlänge von bis zu dreißig Metern und haben anstelle von Zähnen Hornplatten, die so genannten Barten. Mit diesen filtern sie tierisches Plankton aus dem Wasser. Bei einigen Bartenwalfossilien wurden zwar Zähne entdeckt, doch die Forscher sind der Meinung, dass sich auch diese Tiere mithilfe eines Filtersystems ernährten. Mit Janjucetus hunderi hat Fitzgerald nun das älteste bisher entdeckte Fossil untersucht. Es gehört laut dem Biologen zu einer bislang unbekannten Familie von kleinen Bartenwalen, die lediglich rund dreieinhalb Meter groß wurden.

Erstaunlicherweise fehlen bei ihm alle Hinweise auf eine filtrierende Ernährung. So hatte J. hunderi unter anderem Zähne anstelle von Barten und riesige Augen. Normalerweise sind bei filtrierenden Tieren die Augenhöhlen und die Augen kleiner. Fitzgerald vermutet, dass J. hunderi mit seinen scharfen Zähnen große Tiere jagte. Zahlreiche Merkmale des Fossils sind auch bei verschiedenen ausgestorbenen, im Meer lebenden Reptilien sowie bei den heute lebenden Seeleoparden zu finden. Der Vorfahr der heutigen Bartenwale habe daher vermutlich wie diese große Beutetiere wie Fische gefressen, folgert Fitzgerald.

Die Evolution der sanften Meeresriesen müsse neu überdacht werden, meint der Biologe. Denn die frühesten Bartenwale unterschieden sich von ihren heute lebenden Verwandten sowohl im Aussehen als auch in der Lebensweise. Sie spalteten sich also wohl in verschiedene Familien mit unterschiedlichen Ernährungsweisen auf. Die Barten und damit die filtrierende Ernährungsweise entwickelten sich demnach erst im Lauf der Zeit, erklärt Fitzgerald.

Erich Fitzgerald ( Victoria-Museum, Melbourne): Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, Online-Vorabveröffentlichung, DOI:10.1098/rspb.2006.3664. ddp/wissenschaft.de ? Katharina Schöbi
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Ak|ro|ze|pha|le  〈m. 17; Med.〉 Mensch mit nach oben spitz zulaufendem Schädel

Film|re|por|ta|ge  〈[–] f. 19〉 als Film gestaltete Reportage

al|ka|li|sie|ren  〈V. t.; hat; Chem.〉 alkalisch machen durch Basenzusatz

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige