Der Urahn eines der gewaltigsten Raubtiere aller Zeiten, des Tyrannosaurus rex, war ein eher unscheinbarer, mittelgroßer Raubsaurier, der vor 160 Millionen Jahren in China lebte. Das haben Forscher um Xing Xu vom Institut für Wirbeltierpaläontologie und Paläoanthropologie in Peking herausgefunden.
Die Forscher entdeckten zwei nahezu vollständige Skelette des T.-rex-Vorfahren im Nordwesten von China. Sie gaben dem drei Meter großen Räuber den poetischen Namen Guanlong wucaii ? „gekrönter Drache der fünffarbigen Felsen“. Die Echse hatte, im Gegensatz zu den verkümmerten Vordergliedmaßen ihres berühmten Nachfahren, noch Arme von normaler Größe mit drei Krallen. Das bemerkenswerteste Kennzeichen von Guanlong wucaii war aber ein großer, gut durchbluteter Kamm mitten auf dem Kopf, der wahrscheinlich bei der Balz eine Rolle spielte.
Der Fund bestätigt, was Paläontologen schon seit einiger Zeit vermuten: Die Tyrannosaurier stammen nicht von ähnlich aussehenden, riesigen Raubsauriern wie dem Allosaurus ab, die im Zeitalter Jura an der Spitze der Nahrungskette standen. Zu ihrer engsten Verwandtschaft zählten vielmehr die Coelurosaurier, eine Gruppe kleiner bis mittelgroßer, wendiger Raubsaurier. Zu dieser Familie gehörten unter anderem die Straußenechse Struthiomimus oder der kleinste bekannte Dinosaurier, der katzengroße Compsognathus.
Dass Guanlong ein Vorfahr der 90 Millionen Jahre später lebenden Tyrannenechsen war, beweisen die spitzen, vorderen Zähne und die Nasenknochen, die bereits zu einer Einheit verschmolzen waren. Im Verlauf der Evolution änderte sich am Aussehen der Tyrannosaurier aber noch einiges: Ihre Größe nahm drastisch zu, insbesondere Kopf und Hinterbeine wuchsen überproportional. Die Arme verkümmerten dagegen, und von den ursprünglichen drei Klauen blieben nur noch zwei übrig.
Xing Xu (Institute of Vertebrate Paleontology & Paleoanthropology, Beijing, China) et al.: „A basal tyrannosauroid dinosaur from the Late Jurassic of China“ Nature (Bd. 439, S. 715) Thomas Holtz (University of Maryland) „A Jurassic tyrant is crowned“ Nature 439, S. 665 Ute Kehse