Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Klammern statt Aufreißen

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Klammern statt Aufreißen
kralle.jpg
Die furchteinflößende Klaue eines Deinonychus
Die durch den Kinofilm „Jurassic Park“ berühmt gewordenen riesigen Klauen an den Füßen von Velociraptoren und anderen Dinosauriern waren eher Zange und Steigeisen als tödliche Waffe. Zu diesem Schluss kommt ein britisches Forscherteam nach Experimenten mit einem künstlichen Saurierbein, das dem eines echten Dinos so exakt wie möglich nachempfunden war. Trotz unterschiedlicher Ansätze gelang es dem Team dabei nicht, dem Fleisch von Schweinekadavern mit der nachgebauten Klaue mehr als kleine runde Stichwunden beizubringen. Entgegen der gängigen Vorstellung dienten die Riesenkrallen den Sauriern demnach nicht zum Aufschlitzen und Ausweiden von Beutetieren, berichten Phillip Manning von der Universität Manchester und seine Kollegen.

Die fleischfressenden Dromaeosaurier, zu denen neben dem Velociraptor auch der Deinonychus gehörte, besaßen eine bis zu 10 Zentimeter lange, sichelförmige Klaue an ihrem großen Zeh. Bislang waren Wissenschaftler der Ansicht, dass die Rennechsen diese Krallen in Kombination mit kraftvollen Tritten ihrer Hinterbeine dazu benutzten, große pflanzenfressende Dinosaurier zu töten und auszuweiden ? eine Idee, die auch in „Jurassic Park“ aufgegriffen wurde.

Um die Kraftübertragung an der Klaue zu simulieren und zu testen, ob die beachtlichen Krallen einer solchen Belastung überhaupt standhalten konnten, entwarf das Team um Manning ein Robotermodell: Das künstliche Bein, das mithilfe von hydraulischen Stempeln bewegt werden konnte, war etwa 50 Zentimeter hoch und glich damit dem Bein eines etwa zwei Meter langen Velociraptors. Auf den Aufbau der Klaue legten die Wissenschaftler besonders viel Wert: Sie bauten das Konstruktionsprinzip der Klauen von Vögeln und Reptilien nach, wobei der Knochen durch Aluminium und das Keratin des Nagels durch eine Mischung aus Karbonfasern, Kevlar und Epoxidharz ersetzt wurde. Anschließend ließen sie das künstliche Bein in einer simulierten Trittbewegung bei zwei verschiedenen Geschwindigkeiten auf ein Stück Schweinefleisch treffen, das in einen Rahmen eingespannt war.

Das Ergebnis: Die Kralle verursachte keinerlei Schnitt- oder Risswunden im Fleisch, sondern lediglich kleine Stichwunden mit einer maximalen Tiefe von 4 Zentimetern. Wahrscheinlich sprangen die Dinosaurier ihre Beutetiere demnach tatsächlich an ? aber nicht, um sie aufzuschlitzen, sondern um sich ähnlich wie viele Raubkatzen an ihnen festzukrallen. Die eigentlich tödlichen Wunden wurden den Tieren dann mit den rasiermesserscharfen Zähnen beigebracht, vermuten die Forscher. Die starke Krümmung der Klauen lege außerdem nahe, dass sie als eine Art Steigeisen beim Erklettern von Bäumen gedient haben könnten.

Phillip Manning ( Universität Manchester) et al.: Proceedings of the Royal Society: Biology Letters (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rsbl.2005.0395) ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Flug|zeug|hal|le  〈f. 19〉 große Halle, in der Flugzeuge inspiziert u. repariert werden, Hangar

po|cken|nar|big  〈Adj.〉 voller Pockennarben

Wie|der|ho|lungs|zei|chen  〈n. 14; Zeichen: |: u. :|; Mus.〉 Zeichen am Anfang u. Ende des Teils eines Musikstücks, um anzugeben, dass die Stelle wiederholt werden soll; →a. Tilde … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige