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Säbelzahnkatzen: Eine Annahme widerlegt

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Säbelzahnkatzen: Eine Annahme widerlegt
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Skelett eines Säbelzahntigers im Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt. Foto: Senckenberg
Einst machten sie das eiszeitliche Südamerika unsicher: Bisher galten die größten Vertreter der Säbelzahnkatzen als Jäger der Wälder – doch diese Annahme haben deutsche Forscher nun widerlegt: Kollagenanalysen zufolge standen keine Waldbewohner auf dem Speiseplan von Smilodon populator, sondern eher große Steppentiere. Die Säbelzahnkatzen lebten demnach wahrscheinlich ähnlich wie die heutige Löwen der afrikanischen Savanne.

Vor etwa drei Millionen Jahren eroberten sich die Säbelzahnkatzen auch Südamerika: Es entstand eine Landbrücke zwischen dem Norden und Süden des Doppelkontinents, über die sich die zunächst nur im Norden verbreiteten Räuber der Gattung Smilodon ausbreiten konnten. Bis zum Ende der Eiszeit wurde Südamerika nun zum Reich des riesigen Smilodon populator. Mit einer Schulterhöhe von bis zu 1,20 Metern und Reißzähnen, die 17 Zentimeter aus dem Maul ragten, müssen die auch Säbelzahntiger genannten Katzen einen furchterregenden Anblick geboten haben.

Doch kein Jäger des Waldes

„Bislang gingen Paläontologen davon aus, dass das bis zu 400 Kilogramm schwere Raubtier aufgrund seines Knochenbaus, der dem von Waldkatzen ähnelt, seine Beute im Wald erlegte“, sagt Hervé Bocherens von der Eberhard Karls Universität Tübingen. Hier sollen die Säbelzahntiger angeblich mit ihren langen Zähnen in natürlichen Verstecken gelauert haben, bis der ideale Zeitpunkt zum Angriff gekommen war. Doch die Ergebnisse der Tübinger Forscher sprechen nun klar gegen diese Jagd- und Lebensweise.

Um Informationen über die Ernährungsgewohnheiten der Säbelzahnkatzen zu bekommen, untersuchten die Forscher Knochenfunde der Tiere aus der argentinischen Pampasregion, die aus der Zeit von vor rund 25.000 bis 10.000 Jahren stammen. Es gelang ihnen, den Fossilien Reste von Kollagen zu entlocken und zu analysieren. Anhand der darin enthaltenen Kohlenstoff- und Stickstoffisotope lassen sich Rückschlüsse auf die Ernährungsweise sowie das Umfeld ziehen, das für die Tiere typisch war. Die Forscher konnten diese Ergebnisse anschließend mit Resultaten von Kollagenanalysen anderer eiszeitlicher Tierarten vergleichen.

Bocherens und seinen Kollegen zufolge zeichnete sich in den Ergebnissen ab: Smilodon populator verspeiste keine Tiere, die in dicht bewachsenen Gebieten heimisch waren, sondern Beute aus der Steppe. Konkret waren dies die damals weit verbreiteten kamelartigen Huftiere namens Macrauchenia und auch die Riesenfaultiere Megatherium und Lestodon. Letztere lebten im Gegensatz zu ihren heutigen Verwandten am Boden und wurden mehrere Tonnen schwer.

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Ähnliche Lebensweise wie bei Löwen

Wahrscheinlich lebten die Säbelzahnkatzen ähnlich wie die heutigen Löwen, sagen die Forscher. Ihnen zufolge gibt es dafür auch noch einen weiteren Hinweis: In einigen Fällen wurden Knochen von mehreren Individuen zusammen gefunden, die ähnliche Isotopenwerte aufwiesen. „Möglicherweise arbeiteten die Raubtiere für den Jagderfolg ebenfalls in Gruppen zusammen“, sagt Bocherens.

Auch das Aussterben der Säbelzahnkatzen am Ende der Eiszeit könnte mit ihrer Lebensweise zusammengehangen haben: Das zunehmend feuchtere Klima könnte dazu geführt haben, dass ehemals offene Flächen verwaldeten und so das typische Jagdrevier dieser Raubkatzen verschwand. Das passt zu einem weiteren Ergebnis der Studie: Ein ähnliches Beutespektrum wie die Säbelzahnkatze hatte offenbar auch der Wildhund (Protocyon), der ebenfalls am Ende der Eiszeit ausstarb. Der damals schon in Südamerika existierende Jaguar (Panthera onca) ernährte sich den Ergebnissen zufolge hingegen von deutlich kleineren Beutetieren. Diese Raubkatze starb im Gegensatz zu ihren damaligen „Kollegen“ nicht am Ende der Eiszeit aus: Bis heute streift der Jaguar durch die Wälder Süd- und Mittelamerikas.

Quellen:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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