Mit dieser Erbinformation konstruierten Chang und ihre Kollegen ein Gen, das sie in eine Zellkultur gaben. Die Säugerzellen produzierten daraufhin das gewünschte Rhodopsin. Um zu erfahren, ob das künstliche Sehpigment tatsächlich genauso arbeitet wie ein natürliches Sehpigment, mussten die Biologen es an ein Molekül namens 11-cis-retinal binden. Nur so konnten sie untersuchen, in welchem Spektrum des Lichts das Pigment absorbiert. Das Molekül hat ein Absorptionsspektrum mit einem Maximun im roten Bereich, fanden die Forscher. Und es war sogar in der Lage, eine Signalkaskade in Gang zu setzen, wie sie in natürlichen Photorezeptorzellen vorkommt.
„Aus den charakteristischen Eigenschafen von Rhodopsin kann man direkt auf die Sehfähigkeiten schließen“, erklärt Chang. „So können wir folgern, dass die Archosaurier zum Beispiel bei Nacht oder in der Dämmerung ähnlich gut gesehen haben wie die frühen Säuger.“ Erst mit den ersten Sehpigmenten konnte die Evolution des Sehens überhaupt beginnen.Dieses Molekül könnte es Forschern erleichtern, nachzuvollziehen, wie sich die Sehpigmente im Laufe der Jahrmillionen dauernden Evolution verändert haben könnten.