Die Namen vieler Tier- und Pflanzenarten sind ungültig. Sie passen nicht ins gängige wissenschaftliche System, berichten US-Forscher. Die unpassenden Namen verwirren nicht nur die Wissenschaftler, die Fossilien und lebende Arten klassifizieren müssen. Sie verfälschten auch das Zählen: Inzwischen habe man die grobe Zahl der lebenden Arten genauer festlegen können. Sei man früher von drei bis 30 Millionen verschiedener lebender Tier- und Pflanzenarten ausgegangen, so sei man heute sicher: Es können höchstens zwischen fünf und 15 Millionen sein. Beispielsweise Schmetterlinge hätten eine sehr hohe Rate wissenschaftlich ungültiger Namen. Damit sei auch unklar, wieviele Arten vom Aussterben bedroht seien.
Ich zähle nicht die Anzahl der Arten, die sich bisher als ungültig erwiesen haben, sagt John Alroy vom National Center for Ecological Analysis and Synthesis an der
University of California in Santa Barbara. „Stattdessen schätze ich die Anzahl ungültiger Arten, die bisher noch nicht entdeckt wurden. Rund ein Fünftel aller Namen, die derzeit in Gebrauch sind, werden sich wahrscheinlich als falsch erweisen.“ Die international gültige Namensgebung für lebende und bereits ausgestorbene Arten, die so genannte Taxonomie, ordnet die Lebewesen allgemeingültig ein. In der meist lateinischen oder griechischen Bezeichnung soll sich ihre vermutliche Entstehungsgeschichte (Evolution) und Verwandtschaft wiederspiegeln.
Gründe für die Verwirrung gebe es viele, sagte Alroy vor der Geological Society of America: In manchen Gegenden wie dem tropischen Regenwald ist die Klassifikation neu entdeckter Arten bisweilen ungenau. Auch bei sehr diversen taxonomischen Gruppen sei die exakte Namensgebung wenig bekannt, etwa bei den landbewohnenden Arthropoden, zu denen Insekten, Spinnen und Krustentiere gehören. Zudem gebe es nur wenige standardisierte Schemata zum Einordnen.
Es sei allerdings ein sehr mühsamer Prozess, die bereits verteilten Namen auf Herz und Nieren zu prüfen, sagt Alroy.
Dörte Saße