Forscher haben in einem fast 50 Millionen Jahre alten Stück Bernstein aus Ostpreußen eine bisher unbekannte Insektenart gefunden. Sie ähnelt der so genannten Stabschrecke, unterscheidet sich von ihr aber deutlich durch einige Merkmale. Fachleute hätten die Entdeckung als wissenschaftliche Sensation bezeichnet, teilte das Natureum Niederelbe in Balje (Kreis Stade) am Donnerstag zum Abschluss einer Tagung von Bernsteinforschern mit. Erstmals nach 90 Jahren könnte aus diesen Ergebnissen wieder die Aufstellung einer neuen Insektenordnung hervorgehen, hieß es.
Oliver Zompro vom Max-Planck-Institut für Limnologie in Plön fand im unbestimmten Material zweier großer Museen ähnliche Tiere, die erst im 20. Jahrhundert gesammelt wurden und nicht in Bernstein konserviert waren. „Offensichtlich ist diese Tiergruppe also nicht im Tertiär (vor 2 bis 65 Millionen Jahren) ausgestorben, sondern lebt heute noch in einigen verbliebenen Urwaldresten der Erde“, vermutet Zompro. Als erster Biologe hatte er die bisher noch nie beschriebene Insektenart eingeschlossen im Bernstein zwischen Stab- und Gespenstschrecken erblickt. Wolfgang Weitschat von der Universität Hamburg wies darauf hin, dass zuletzt 1914 die Entdeckung der Grillenschaben zur Aufstellung einer neuen Insektenordnung geführt habe.
An der Tagung des Arbeitskreises Bernstein der Hamburger Uni in Balje nahmen rund 100 Fachleute aus Litauen, Polen und Deutschland teil. Noch bis zum 30. November zeigt das Natureum Niederelbe die derzeit größte Sonderausstellung über Bernstein in Deutschland.
dpa
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